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Ziegler mauert seinen Kasten zu

Nur durch einen Elfmeter ist Hains Stellvertreter zu bezwingen

Mainz (WB/dis). Sportchef Reinhard Saftig urteilte: »Marc Ziegler hat sehr gut gehalten.« Für Torwarttrainer Thomas Schlieck ist es gar »ein Phänomen, dass Marc ohne Spielpraxis immer sofort voll da ist«.

Nur Ziegler selbst wollte in die Lobeshymnen über sich nicht einstimmen: »Tolle Leistung?«, fragte er. »Fakt ist: Wir haben verloren.« Nur durch einen Elfmeter war der Stellvertreter von Mathias Hain am Bruchweg bezwungen worden. Allen anderen Mainzern, die so frei vor ihm auftauchten wie Leon Andreasen beim Strafstoß, warf er sich wagemutig in den Weg.
Ziegler, der 1,92-Meter-Riese, hatte bei seinem dritten Einsatz in dieser Saison seine Mitspieler derart überragt, dass ihm sogar zuzutrauen gewesen wäre, in der Nachspielzeit auch noch das Ausgleichstor zu erzielen. »Klar will man nach vorn und der Mannschaft helfen«, sagte er. Doch bei Arminias letzter Ecke wurde ihm von der Bank das Zeichen gegeben, doch besser hinten zu bleiben.
Ziegler blieb und machte sich zwei Minuten später auf den Weg, alle die Mitspieler aufzurichten, die nach dem Abpfiff zu Boden gesunken waren. Viel Arbeit für den 30-Jährigen, zumal er derjenige gewesen wäre, der nach großem Spiel Trost für die ausgebliebene Belohnung verdient gehabt hätte. »Wer mich kennt, weiß, dass mich niemand zu trösten braucht«, sagte er und ließ der körperlichen Aufbauarbeit für seine Mitspieler auch noch die verbale folgen: »Ich glaube an die Jungs. Ich bin sicher, dass wir unten rauskommen.«
Die Rückenverletzung, mit der Ziegler ins Spiel gegangen war, merkte man dem Torwart nicht an. »Wärmesalbe und eine Spritze«, sagte Thomas Schlieck, »haben geholfen«. Der Torwartcoach hatte am Morgen vor dem Spiel einen halbstündigen Härtetest mit Ziegler absolviert. Danach hatte ihm der Keeper versichert: »Ich kann über den Schmerz hinweg.«
Auch in der Halbzeit hatte sich der Schlussmann behandeln lassen. Der Grund für seine späte Rasen-Rückkehr war aber ein anderer. Schlieck: »Marc ist in der Kabine noch mal in sich gegangen. Das macht er immer so.« Dass Ziegler dadurch den Wiederanpfiff verpasste, verlangte ihm nicht mehr als ein gequältes Lächeln ab. Denn selbst wenn die Mainzer sein Fehlen zu einem Tor genutzt hätten - gezählt hätte der Treffer nicht. Die Partie wäre mit einem Schiedsrichterball fortgesetzt worden. Denn der Unparteiische, so heißt es im Regelwerk, hat dafür Sorge zu tragen, dass alle Spieler auf dem Spielfeld sind.
Am nächsten Samstag in Aachen wird Ziegler trotz starker Leistung wieder auf die Bank müssen. Vorausgesetzt, Mathias Hain hat seine Grippe überwunden. Am Wochenende war sein Fieber weiter gestiegen. »Wir warten die Entwicklung ab«, sagte Thomas Schlieck, der damit rechnet, dass sich nach der Belastung in Mainz auch Zieglers Rücken noch mal meldet. Ganz unabhängig davon hatte Ziegler für Fragen nach seinen Ambitionen, Hain dauerhaft im Gehäuse abzulösen, nur wenig Verständnis. »Das ist das Letzte, woran ich jetzt denke.«

Artikel vom 12.03.2007