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Der demografische Wandel:
Poetisch und provozierend

Neues Stück von Alarmtheater und dem Jugendclub des Stadttheaters

Von Hanne Biermann
Bielefeld (WB). Mit »Schwund - Karl-Heinz, Leonie, Celal und die anderen« feierte die Gemeinschaftsproduktion vom Alarmtheater und dem Jugendclub des Stadttheaters Bielefeld am vergangenen Samstag eine umjubelte Premiere vor ausverkauftem Haus. Assoziativ setzen sich die Darsteller darin mit dem demografischen Wandel auseinander und stellen die Frage »Was erwartet uns?«.

Und die insgesamt 27 Schauspieler haben einiges zu diesem Thema zu sagen. Denn bei 14 Jugendlichen zwischen 16 und 22 Jahren und auf der anderen Seite 13 älteren Menschen zwischen 56 und 74 ist der Konflikt programmiert. Schon beim Betreten des Theatersaales ist man mittendrin im Geschehen: Die Alten stehen Spalier und flüstern den Zuschauern ihre Botschaften ins Ohr, die Jungen toben laut über die Bühne, singen und lachen. Der anschließende Kampf zwischen Alt und Jung findet immer wieder neue Nahrung. Was haben die Jungen von den Alten? Sollten die Alten freiwillig Platz für die Jugendlichen machen? Leben oder Sterben? Bilder von Geburt, über Speed-Dating, Hochzeit, bis hin zum Tod entstehen, mal poetisch, mal provozierend. Die Szenen sind meist lebhaft und voller Bewegung und auch die Gesangseinlagen der Darsteller konnten überzeugen. Auch wenn es anfangs ein wenig schwer fällt, sich auf das Stück einzulassen, so wird man vom zu Herzen gehenden Ende wieder vollkommen entschädigt. Da kann es schon vorkommen, dass im Publikum die ein oder andere Träne vergossen wird.
Das Bühnenbild stammt von Suzanne Austin. Zwar bleibt bei 27 Darstellern auf der Bühne nicht viel Platz für aufwendige Dekoration, doch auch die meterhohen Papierwände, die sich vom Boden bis zur Decke ziehen, zeigen in ihrer Wirkung eine eindrucksvolle Wandelbarkeit - von Sterilität bis Geborgenheit.
Martina Breinlinger vom Jugendclub, Dietlind Budde und Harald Otto Schmid vom Alarmtheater führten Regie. Sechs Monate lang wurde je zweieinhalb Stunden pro Woche mit den Laiendarstellern an dem Stück gearbeitet. Intensiv setzten sich Alt und Jung in dieser Zeit mit dem demografischen Wandel auseinander, suchten Gemeinsamkeiten und Unterschiede und wählten Texte für das Stück aus, um ein repräsentatives Bild der Generationen zu schaffen, wie Harald Otto Schmid erzählt. »Die Alten haben ihr Leben gelebt, die Jungen haben das Leben noch vor sich«, daher sei es nicht immer leicht gewesen, eine gemeinsame Ebene zu finden. Dass den Regisseuren dies trotzdem gelungen ist, davon kann man sich in den nächsten Wochen selbst überzeugen. Zu sehen ist das Stück im AlarmTheater, Gustav-Adolf-Straße 17. Weitere Aufführungen gibt es am 13. März, vom 15. bis zum 18. März. und am 23. und 24. März. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Informationen und Karten gibt es im AlarmTheater unter Tel.: 0521/ 13 78 09.

Artikel vom 12.03.2007