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Sanfte Hügel in der Johannisbachaue

Beginn der Entschlammung ist gefährdet - Politiker müssen sich für Konzept entscheiden

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Die Bezirksvertretung Heepen hat die Entscheidung zur Sanierung des Obersees vertagt. Mögliche Folge: Wenn der Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss in seiner nächsten Sitzung am 20. März ebenfalls noch »Beratungsbedarf« anmeldet, dann könnte der Beginn der Seeentschlammung Anfang November gefährdet sein.

Martin Wörmann, Leiter des zuständigen Umweltamtes, betont: »Die Arbeiten sollen im Winterhalbjahr ausgeführt werden, um die Geruchsbelastung gering zu halten.« Die Genehmigung für die Seesanierung nach Wasserrecht liegt vor (das WESTFALEN-BLATT berichtete), in der nächsten Woche sollen die Zuschussanträge für die so genannte Bypass-Lösung - der Johannisbach wird um den See herum gelegt - beim Land gestellt werden. Einzig die abfallrechtliche Genehmigung zur Schlammlagerung (Spülfelder) steht noch aus. Voraussetzung: Die politischen Gremien müssen sagen, was dazu bei der Bezirksregierung beantragt werden soll. Martin Meier (Umweltamt): »Die große Lösung mit Poldern und der Möglichkeit, 650 000 Kubikmeter unbelasteten Boden zu deponieren, oder nur die kleine Lösung, bei der auf zehn Hektar neben dem Bahndamm ausschließlich Schlamm gelagert wird.« Wörmann weist darauf hin, dass auch die Schlammablagerungen mit einem Minimum von 100 000 Kubikmeter Boden abgedeckt werden müssten. Eine solche Abdeckung lasse aber keine Landschaftsgestaltung zu.
Die Stadt setzt sich für die große Lösung ein: zuerst die Spülfelder mit dem Oberseeschlamm, anschließend ein Weiterbetrieb als Bodendeponie. Bis 2015 soll die Johannisbachaue rekultiviert sein. Wörmann: »Mit Hilfe der Bodendeponie können wie die Sanierung des Obersees, 3,5 Millionen Euro teuer, finanzieren.«
Martin Meier erklärt, dass die Kapazitäten Bielefelder Bodendeponien »in spätestens zwei Jahren« erschöpft seien, eine neue Deponie in Jöllenbeck aber erst frühestens von 2015 an zur Verfügung stehen werde.
Hans-Werner Ohse (Umweltamt) erinnert daran, dass der Aushub beim Bau des Obersees, 500 000 Kubikmeter, auch dazu genutzt worden sei, Hügel zu formen. Ohse: »Zwischen dem heutigen Seeufer und der Engerschen Straße war früher plattes Land.«
Das Umweltamt hat in der Bezirksvertretung Heepen die Ergebnisse von sechs Gutachten unter anderem zu den Auswirkungen auf das Grundwasser, zur Lärm- und Staubbelastung bei der Herstellung der Polder bzw. dem Betrieb der Bodendeponie und zur verkehrlichen Situation vorgestellt. Deren Ergebnis, so Wörmann, sei eindeutig: »Das Projekt ist genehmigungsfähig, es gibt kein k.o.-Kriterium, alle Grenzwerte werden eingehalten.«
Der heutige Zustand von See und Aue werde sich aber verändern, so Wörmann: »Aber auf Dauer nicht nachteilig.« Man dürfe nicht zu kurzfristig denken, müsse sich Zeit nehmen - über die drei Jahre der eigentlichen Bauzeit hinaus. In der Johannisbachaue sollen sanfte Hügel geformt werden; höchste Erhebung: 18 Meter. Wörmann ist überzeugt: »Die Johannisbachaue wird gewinnen.«
l Am Montag, 12. März, hat die Initiative »Grafenheide« zu einem Schnatgang mit Politikern eingeladen; Treffpunkt ist um 16 Uhr auf dem Parkplatz am Viadukt.

Artikel vom 10.03.2007