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Ein Freiflug in die zweite Liga

Arminia lässt beim 0:1 in Mainz jegliche Erstliga-Tauglichkeit vermissen

Von Werner Jöstingmeyer
Mainz (WB). Wie sich die Zeiten ändern. Noch vor wenigen Wochen blickte Arminias Führungsriege optimistisch auf die Tabelle. »Mainz, Hamburg oder Bochum wären froh, wenn sie unsere Sorgen hätten«, erklärte seinerzeit Präsident Hans-Hermann Schwick angesichts der beginnenden, aber noch nicht alarmierenden Talfahrt.

Inzwischen ist das einst komfortable Punktepolster restlos aufgebraucht. Bielefeld ist in Verzug geraten und dümpelt offenbar dem siebten Bundesliga-Abstieg in der Vereinsgeschichte entgegen. Zumindest waren sich viele Beobachter nach der 0:1-Niederlage beim FSV Mainz 05 einig: »Das war ein Freiflug in die zweite Liga.«
Während die Gastgeber in einer schwachen Partie den Beweis schuldig blieben, die beste Mannschaft der Rückrunde zu sein, bestätigten die Arminen ihren Ruf als schlechteste Rückrundenmannschaft. Der Werteverfall im Team war erschreckend. Von einem Konzept, das der neue Chef Frank Geideck fortführen wollte, war im fast ausverkauften Stadion am Bruchweg überhaupt nichts zu erkennen. FSV-Keeper Dimo Wache erlebte in der tief stehenden Sonne einen ruhigen Nachmittag. Die wenigen Bielefelder Offensivbemühungen waren nicht dazu angetan, den Mainzer Kapitän in ernsthafte Bedrängnis zu bringen.
»Unsere Mannschaftsteile haben nicht miteinander gespielt«, erkannte Geideck die riesigen Lücken, die sich zwischen Abwehr und Mittelfeld, aber vor allem zwischen Mittelfeld und Angriff auftaten. Da griff kein Rädchen ins andere. Arminia beschränkte sich darauf, die Mainzer Aktionen zu stören und möglichst keinen Gegentreffer zuzulassen.
Knackpunkt in der DSC-Abwehr war zweifellos das frühe verletzungsbedingte Ausscheiden von Petr Gabriel. »Da ging ein Stückchen Stabilität verloren«, erkannte Geideck. Gleich dreimal durfte sich sein Team bei Schlussmann Marc Ziegler bedanken, der Chancen von Gerber, Feulner und Ruman zunichte machte.
Das 0:1 wurde durch einen individuellen Fehler eingeleitet. Und wieder hieß der Unglücksrabe Heiko Westermann. Völlig unnötig brachte der zukünftige Schalker Petr Ruman zu Fall, so dass Schiri Dr. Fleischer sofort auf Elfmeter entschied. Gegen den platzierten Strafstoß von Leon Andreasen hatte Ziegler keine Abwehrchance.
Das Bielefelder Angriffslüftchen wurde nicht stärker. Der schon bereitstehende Hoffnungsträger Sibusiso Zuma (sollte für Vata eingewechselt werden) musste sich wieder setzen, weil sich Abräumer Radim Kucera verletzte und Trainer Geideck Marcel Ndjeng die defensivere Rolle anvertraute. Hinten brannte kaum etwas an. Abgesehen von einem flotten Direktpassspiel, dessen Abschluss Artur Wichniarek neben das kurze Eck semmelte, kam Bielefeld aber nie für ein Tor in Frage.
Mangelndes Herzblut im Abstiegskampf wies Kapitän Rüdiger Kauf nach dem Abpfiff weit von sich. »Wir wollten schließlich nicht ins offene Messer laufen«, gab er Geidecks Vorgabe wider und stellte fest: »Je länger wir ein 0:0 hielten, desto größer waren unsere Erfolgschancen.« Am Charakter der Mannschaft ließ auch der von Heesen-Nachfolger Gedeck keinen Zweifel: »Das Team in sich stimmt und der Wille zur Leistung ist da. Nur konnte ihn die Mannschaft nicht abrufen.« Die Alarmzeichen waren indes dem neuen Cheftrainer nicht verborgen geblieben. Frank Geideck: »Das war für Abstiegskampf zu wenig.«
Lesen Sie einen weiteren Bericht zum Spiel auf der Sportseite 3.

Artikel vom 12.03.2007