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Papierfiguren beschützen den Künstler

Mario Jambresic in seinem Zimmer.
Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Brackwede (WB). Mario Jambresic ist einer von drei Preisträgern des vierten Europäischen Kunstpreises »Euward: Malerei und Grafik von Künstlern mit geistiger Behinderung«. Am 21. März fällt im Münchner Haus der Kunst die Entscheidung über Platz eins. Der Brackweder: »Ich freue mich schon jetzt riesig.« Der 40-jährige Jambresic lebt im Wohnheim Möllerstift. Seine künstlerische Vorgehensweise ist folgende: Mit Buntstiften malt er männliche Papierfiguren, die er ausschneidet und anschließend mit Tesafilm verstärkt. »Zwei Tage brauche ich für eine Figur.« Die Anregungen für die Gesichter und Kleidung hole er sich in seinem Bekanntenkreis, aber auch auf der Straße.
Für die vierte »Euward«-Verleihung sind Werke von mehr als 300 Künstlern aus 16 Ländern eingereicht worden. 26 Künstler nominierte eine Fachjury zunächst für die Endauswahl: Als Preisträger wurden schließlich Êdrei ausgewählt. Am 21. März werden in München die Preise verliehen. Diese sind mit 19 000 Euro dotiert. Am selben Tag beginnt dort auch die Werkschau, die bis zum 13. Mai zu sehen sein wird.
»Bei der Preisverleihung sind wir mit 16 Leuten dabei«, erzählt Anne Katz, Leiterin des Lebenshilfe-Wohnheims Möllerstift. Jambresic werde in der Ausstellung einen eigenen Raum erhalten. Katz erinnert sich: »Schon in der Schule haben die Lehrer in den Zeugnissen immer wieder auf Marios Talent aufmerksam gemacht.«
Andreas Barlen, Jambresic' gesetzlicher Betreuer, kennt den Künstler seit zwei Jahren: »Seine Figuren sind unglaublich interessant. Dadurch, dass er sie als schützende Begleiter mit sich trägt, sind sie gebraucht und bekommen eine noch stärkere Ausdruckskraft.«
»Ich beginne immer mit dem Oberkörper«, sagt Jambresic. Je nach dem, wie sich die Größe der Figur entwickelt, klebt er weitere Din-A4-Papiere an und zeichnet den Kopf und Gliedmaßen. Dicke Buntstiftschichten verleihen den Figuren etwas Lederhaftes.

Artikel vom 10.03.2007