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Motor für Weiterentwicklung

Früherer Bürgermeister Hans Vogt im Alter von 84 Jahren verstorben

Von Stefanie Westing
Sennestadt (WB). Im Alter von 84 Jahren ist am Samstag Hans Vogt verstorben. Vogt war von 1964 an Bürgermeister zunächst der Gemeinde Senne II. Als diese Gemeinde 1965 in »Sennestadt« umbenannt wurde und die Stadtrechte erhielt, nahm Vogt von Innenminister Willi Weyer die Urkunde entgegen. Vogt blieb der erste und einzige Bürgermeister der selbstständigen Sennestadt und wurde nach der Gebietsreform 1973 übergangslos Bezirksvorsteher des neuen Bielefelder Stadtbezirkes.

Am 25. Juni 1922 in Bielefeld am Siegfriedsmarkt geboren und dort auch aufgewachsen, war Hans Vogt, Vulkanisiermeister und Reifenhändler, einer der ersten gewerbetreibenden »Pioniere«, die sich in Sennestadt niederließen. Zuvor hatte er in einem Brackweder Betrieb eine Lehre absolviert, war danach als Betriebsleiter nach Norddeutschland gegangen, war außerdem in Herford und der Schweiz tätig. 1955 kehrte er in die Stadt am Teutoburger Wald zurück, siedelte er sich mit seinem Betrieb in Sennestadt an, zunächst zur Untermiete bei seinem Freund Siegmund Pörtner, später baute er an der Industriestraße neu. Heute führt Sohn Tim das Unternehmen.
1960 wurde Vogt Mitglied der SPD - einer Partei, an der er sich später häufiger reiben sollte, aus der er auch zwischenzeitlich austrat, um später zurückzukehren. Am 25. März 1964 wurde der Sozialdemokrat in Senne II zum Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters Wilhelm Bunte gewählt. Dieses Amt übte er aus, bis Sennestadt zu Bielefeld eingemeindet wurde. Seit 1964 war Vogt außerdem Amtsvertreter des Amtes Brackwede bis zu dessen Auflösung am 1. Januar 1970. Vogt war Mitglied des Kreistages bis zu dessen Auflösung, war in verschiedenen Ausschüssen vertreten und nach der kommunalen Neuordnung auch Mitglied des Rates der neuen Stadt Bielefeld. Unter anderem war er Vorsitzender des Kulturausschusses, leitete auch den Bezirks-, Feuerwehr- und Schulausschuss im Bielefelder Rat. Aus diesem schied er 1975 aus. Im Gedächtnis blieb er politischen Weggefährten als ausgestattet mit Schlagfertigkeit und Witz, aber auch Humor. Er formulierte kräftig, aber nie verletzend. Es ging ihm um die Sache, nicht um persönliche Eitelkeiten. Am Herzen lagen ihm die Sportstätten - Sennestadt verfügte früh über eine Dreifachsporthalle.
Hans Vogt sah sich selbst nicht als einer der Väter der Sennestadt, sondern als deren Sohn, der das Werk der Väter tatkräftig fortsetzte. So galt er für viele Bürger praktisch als die Verkörperung der Sennestadt schlechthin, als Identifikationsfigur. Er arbeitete daran, dass die junge Stadt zu einem blühenden Gemeinwesen wurde. Bei seiner Verabschiedung als Bezirksvorsteher am 31. Oktober 1979 hieß es, Vogt sei stets der Motor für die Weiterentwicklung Sennestadts gewesen, nicht autoritär, aber der geborene Wortführer. Man hörte auf ihn. Sein Wort hatte Gewicht.
Als Höhepunkt seiner politischen Laufbahn bezeichnete Vogt anlässlich seines 70. Geburtstages die Verleihung der Stadtrechte, als Tiefpunkt die kommunale Neuordnung und den Verlust der Selbstständigkeit. Diese veranlasste ihn im Jahr 1997 sogar, aus der SPD auszutreten - zu enttäuscht war er über den Mangel an Unterstützung der Sennestädter Belange aus der Bielefelder Partei. Später trat er aber wieder ein - als er sah, dass die CDU in Sennestadt die absolute Mehrheit gewann. Zuletzt politisch in Erscheinung getreten ist der Sozialdemokrat übrigens mit kritischen Worten, als im vergangenen Jahr der Bebauungsplan »Württemberger Allee« von der SPD-Ratsfraktion endgültig abgelehnt wurde.
Viele Spuren hat Vogt im Sennestädter Leben hinterlassen. Er gründete 1983 den Sennestadtverein mit, wurde dessen erster Vorsitzender und blieb dies bis 1992. Nach seinem Rückzug wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Sennestadtvereins ernannt. Am Herzen lag ihm auch nach seinem Rückzug als Vorsitzender noch der Arbeitskreis Plattdeutsch im Sennestadtverein. Vogt initiierte außerdem das Sennestadtfest zur Erinnerung an die Verleihung der Stadtrechte, ließ den Osterfeuerbrauch wieder aufleben und setzte viele organisatorische Ideen in die Tat um. Bürgerschaftliches Engagement war ihm wichtig, nicht der Kommerz. Sein engagiertes Wirken machte ihn zu einer gleichermaßen populären, geachteten und beliebten Persönlichkeit.

Artikel vom 12.03.2007