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Auch Gipson legt zu spät los

Basketball: Halle voll, Punkte weg

Von Hans Peter Tipp
Paderborn (WB). Der Vormarsch der Paderborn Baskets in der 1. Bundesliga ist vorerst gestoppt. Gegen den deutschen Meister RheinEnergie Köln kassierte der Aufsteiger nach zwei Siegen in Folge mit 67:78 (20:41) wieder eine Niederlage.

Ich hoffe, wir haben unsere Lektion gelernt«, sagte Trainer Douglas Spradley angesichts der Kölner Lehrstunde im ersten Durchgang und der zu späten Paderborner Gegenwehr in Halbzeit zwei. Erst da testeten seine Spieler aus, wie weit sie mit Herz und Leidenschaft gegen den Titelträger kommen können.
Weil Vertrauen aber gut und in Paderborn angesichts weit über allen Erwartungen liegenden sportlichen Leistungen auch reichlich vorhanden, Kontrolle dennoch besser ist, gab Spradley anschließend den gestrengen Lehrer: »Ich habe allen eine Hausaufgabe gegeben. Jeder muss mir am Montag beim Training erklären, warum wir die erste Halbzeit verschlafen haben«, sagte der Basketball-Pädagoge.
Zudem attestierte er aber zu Recht den lange unfehlbar auftretenden Kölnern bis zum Pausensignal ein »überragendes Spiel«. Erstmals in dieser Saison stellte sich in der »Maspernhölle« ein Gegner vor, der sich akribisch auf jeden Paderborner Spielzug vorbereitet hatte und mit meisterlicher Verteidigung die Baskets an den Rand der Verzweiflung brachte.
Die Gäste hingegen zeigten nach drei Niederlagen in Folge keine Spur von Verunsicherung, sondern spielten auch offensiv eine fast perfekte erste Hälfte. Mit sieben Dreiern sorgten Nadjfefi (gesamt 18 Punkte), Mallet (16), Green (12) und Talts (7) nach sehenswertem Pass- und Dribbelspiel für eine 41:20-Führung.
»Wir haben zugeschaut, wie eine gute Mannschaft ihre Arbeit macht«, kommentierte Spradley diesen Durchgang, in dem sich der Unterschied zwischen dem 4,5-Millionen-Etat des Meisters und dem knappen Eine-Million-Budget des Aufsteigers deutlich offenbarte. Sergerio Gipson, später wie gewohnt einer der Aktivposten und mit 18 Punkten bester Paderborner Werfer, meinte: »Sie durften machen, was sie wollten, und wir haben sie nicht dabei gestört. Aber sie waren stark. Wenn sie so spielen, kann sie niemand schlagen.«
Ebenso bemerkenswert wie die Demonstration der Kölner Stärke war nach der Pause das Aufbäumen des Aufsteigers. »Wir haben gekämpft«, urteilte der strenge Spradley: »Aber wir haben auch da nicht gut gespielt, sondern fast nur mit Einzelaktionen gepunktet.« Dennoch: Sein Team zeigte Charakter. Das reichte zwar nicht mehr zum Sieg, aber die Herzen des Publikum eroberten die Hausherren zurück. Gemeinsam bereitete man dem Champion doch noch einige Höllenqualen: 42 Sekunden vor dem Ende waren die kleinen nämlich bis auf 66:70 an den großen Domstädtern heran. Doch der Meister behielt die Nerven und damit auch den Sieg.
Auf die Baskets wartet am kommenden Samstag um 19.30 Uhr die nächste große Aufgabe: im Gerry-Weber-Stadion gegen Alba Berlin.

Artikel vom 12.03.2007