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Lachen ist die beste Medizin

Uraufführung von »deusches hysterisches museum«

Bielefeld (uj). Mit der Komödie »deutsches hysterisches museum« der Dramatikerin Felicia Zeller beteiligt sich das Theater Bielefeld an einem der brisantesten Themen der Zeit. Die Premiere Freitagabend im TAM war zugleich Auftakt des Symposiums zum demografischen Wandel.

Wo sind sie nur geblieben, die ganzen Erinnerungen? Ohne Erinnerungspillen aus der Vorratspackung läuft gar nichts mehr. Alles verschwindet in Zukunft, selbst die Sprache. Rudimentär und staccatohaft kommt sie den Menschen über die Lippen, die in dem Stück der jungen Nachwuchsdramatikerin umherirren. Ein wenig hilflos und verloren wirken sie auf der Bühne, die Bettina Kraus in eine unwirtliche graue Felsenlandschaft verwandelt hat, aber irgendwie auch tapfer und tump zugleich.
Lassen wir uns unsere Lebenserinnerungen halt als Tattoos in die Haut ritzen. Oder noch besser: Richten wir in unseren Häusern ein Einpersonenmuseum zur Erinnerung ein. Der Blochlochner hat damit angefangen, oder war's ein anderer? Jeder schleppt noch irgendwelche Erinnungsfragmente mit sich herum, kriegt aber nichts mehr auf die Reihe.
»Was ausstirbt, sind nicht die Menschen, was ausstirbt ist der Verstand«, unkt die Tochter einer Vorzeigefamilie, die so lebt, als sei sie direkt der Fernsehwerbung entsprungen. Andere tun gar nichts und stützen den lieben langen Tag eine Mauer. Andere stecken in ihren Häusern wie in Kutten und versuchen, zum Kirchglockenspielgeklingel krampfhaft ein paar Erinnerungen zu bewahren. Zwei Greise verkaufen lange Bärte: »Noch nie war es so leicht, alt auszusehen. Die Bärte sind der letzte Schrei. Doch wer hatte noch gleich die Idee?«
Zeller zeigt Zukunft als ein Panoptikum schräger Typen und surrealer Szenarien, die einer degenerierten Gesellschaft entsprungen sind. Eigentlich kein Grund zum Lachen. Doch Daniela Kranz gelingt es mit ihrer einfallsreichen Inszenierung sowie mit trockenem Humor dennoch, das Publikum zum Schmunzeln zu bringen. Und ganz nach dem Gusto: Lachen ist die beste Medizin, gelingt dem Schauspielensemble eine überzeugende, erfrischende Umsetzung. Die nächsten Termine: 10., 11., 14., 15., 16. 20. März. Karten unter Tel. 51 54 54.

Artikel vom 10.03.2007