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Zeichnung vom Dachboden

Andrea Schacht schrieb Roman um den Kölner Dom


Von Yuriko Wahl
Köln (dpa). Das kostbare Pergament ist 720 Jahre alt, war lange verschollen und gilt als größte erhaltene Bauzeichnung des Mittelalters. Zeitweise musste es als Unterlage zum Bohnen-Trocknen herhalten, heute hängt es geschützt hinter Glas im Kölner Dom. Die gut vier Meter hohe Tusche-Zeichnung mit dem Bauplan für die Hauptfassade der Kölner Kathedrale und ihren beiden Türmen war 1793 aus dem Domarchiv verschwunden und 1814 zufällig auf einem Dachboden in Darmstadt wiederentdeckt worden. Was unglaublich klingt, aber historischer Fakt ist, liefert nun Stoff für den spannenden historischen Köln-Roman »Kreuzblume«. Autorin Andrea Schacht verriet bei der Vorstellung des Buches: »Die Geschichte um diese Pläne ist so kurios, dass sie mich zu einem Roman gereizt hat.«
Wie die Pläne auf den Dachboden eines Darmstädter Wirtshauses gelangten - dort fand ein Zimmermannsgeselle das Pergament bei Dachstuhlarbeiten 1814 unter getrockneten Bohnen - ist den Historikern bisher ein Rätsel. In ihrem über zwei Jahre recherchierten Roman setze hier die dichterische Freiheit an, sagt Autorin Schacht. Im Mittelpunkt ihrer Story steht die unerschrockene Antonia, die inmitten der Kriegswirren nach dem Fassadenriss sucht, um den Weiterbau des Doms voranzubringen.
Das verschollene Dom-Pergament ist roter Faden des historischen Romans. In der dicht geschriebenen Geschichte laufen viele Einzelschicksale schließlich zusammen zu dem gemeinsamen Ziel, den Dom nicht zur ewigen Bauruine verkommen zu lassen.
Für »Kreuzblume« hat die 50-Jährige »Berge von Literatur über den Dom gelesen und historische Fachbücher und Landkarten ohne Ende gewälzt.« Während Schacht bisher mit ihren mittelalterlichen Krimis um die spitzzüngige Kölner Ordensfrau Almut Bossart große Erfolge verbuchte, lässt sie ihre Geschichte nun vor rund 200 Jahren spielen. »In Kölner Museen habe ich mich in das damalige Alltagsleben versetzen lassen«, erzählt Schacht.
Andrea Schacht: »Kreuzblume« Blanvalet Verlag, 736 Seiten, 19,95 Euro ISBN 978-3-7645-0220-1

Artikel vom 10.03.2007