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Pionier des Ost-Handels

Otto Wolff von Amerongen mit 88 Jahren gestorben

Von Dietmar Kemper
Bielefeld/Köln (WB). Nach Rudolf-August Oetker hat die deutsche Wirtschaft mit Otto Wolff von Amerongen einen weiteren Vorzeigeunternehmer vom alten Schlag verloren. Der Wegbereiter des Handels mit Osteuropa starb am Donnerstag nach längerer Krankheit in Köln im Alter von 88 Jahren.

»Otto Wolff von Amerongen war eine beeindruckende Figur, ein Mensch, der trotz seiner großen Erfolge durch seine Natürlichkeit und Schlichtheit auffiel«, sagte der ehemalige Präsident der IHK Ostwestfalen, Herbert Sommer, am Freitag dieser Zeitung. Wolff von Amerongen habe Ostwestfalen als »wunderschöne Landschaft« gelobt, erinnerte sich Sommer an eine Begegnung mit dem Rheinländer, der völlig unkompliziert den Kontakt zu jedem gesucht habe, egal ob Arbeiter oder Wirtschaftsboss. Oetker und ihn hätten dieselben unternehmerischen Grundsätze geleitet. Statt wie heutige Manager vor allem den Aktienkurs im Auge zu haben, sei es ihnen um langfristige Stabilität und das Wohl des Gesamtunternehmens gegangen.
Während des Kalten Krieges öffnete von Amerongen die damalige Sowjetunion der deutschen Industrie. »Wandel durch Handel«, lautete sein Motto. Er bereitete den ersten Handelsvertrag mit dem Kreml vor und prägte bis zum Jahr 2000 den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft. Michail Gorbatschow nannte Otto Wolff von Amerongen den »ältesten Pionier der Arbeitsbrigade Deutschland/Sowjetunion«.
An den Industriellen werden in Bielefeld-Brackwede weiterhin die Otto Wolff Kunststoffvertriebs GmbH und die Otto Wolff Handelsgesellschaft erinnern, die inzwischen zum ThyssenKrupp-Konzern gehören. Das Eisenwerk Weserhütte in Bad Oeynhausen bildete ebenfalls einen Ableger der Kölner Otto-Wolff-Gruppe. Die Weserhütte wurde 1980 mit der Pohlig-Hechel-Bleichert Vereinigte Maschinenfabrik AG zur PHB Weserhütte AG (Köln) verschmolzen. Unter dem Druck von mehr als 200 Millionen DM Verlust ging sie 1987 in Konkurs. Drei Jahre später übernahm die Düsseldorfer Thyssen AG 100 Prozent der Otto Wolff AG.

Artikel vom 10.03.2007