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Airbus-Gewinn im Sturzflug

Von 1,7 Milliarden auf 99 Millionen

München (dpa). Nach einem drastischen Gewinneinbruch rechnet der krisengeschüttelte EADS-Konzern bei der Sanierung nur mit langsamen Fortschritten.

Auch im laufenden Jahr werde die Flugzeugbau-Tochter Airbus erhebliche Verluste machen, kündigten die Co-Chefs Tom Enders und Louis Gallois in Oberschleißheim bei München an. Die Restrukturierung sei ein mühsamer Prozess. »Wir müssen uns operativ weiter verbessern, das Vertrauen in die EADS wieder herstellen und ein schlankeres, dynamischeres Unternehmen formen.« Die beiden Chefs forderten die Politik in Frankreich und Deutschland auf, sich nicht in die Führung des Unternehmens einzumischen.
Wegen der Probleme bei Airbus sank der EADS-Gewinn 2006 von 1,7 Milliarden Euro auf nur noch 99 Millionen Euro. Der Auftragseingang brach um ein Viertel auf 69 Milliarden Euro ein. Wegen eines hohen Orderbestands legte der Umsatz zwar noch einmal um 15 Prozent auf gut 39 Milliarden Euro zu. Für 2007 rechnet die EADS-Spitze aber mit einem Rückgang der Erlöse und einem operativen Ergebnis auf dem niedrigen Niveau des vergangenen Jahres.
Derzeit tobt ein französisch-deutscher Machtkampf um die EADS. Die französische Regierung will die mögliche Kapitalerhöhung nutzen, um den Einfluss auf das Unternehmen auszuweiten. Der Verwaltungsrat beschäftigte sich aber auf seiner Sitzung vor der Pressekonferenz noch nicht mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung, mit der sich der Konzern notwendiges Kapital besorgen könnte.
Es bestehe kein Grund zur Eile, sagte Enders. »Dieses Unternehmen ist nicht bankrott.« Eine Entscheidung über die Kapitalerhöhung soll nun in den kommenden Wochen getroffen werden. Dabei will die EADS einen zu starken Einfluss der Politik vermeiden. »Ich würde jeden Politiker bitten, die Management-Fähigkeiten dieses Unternehmens zu respektieren«, sagte Gallois.
Neue Details zum umstrittenen Sparprogramm »Power 8«, dem bei Airbus 10000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen, nannten Gallois und Enders nicht. Airbus kämpft derzeit mit Verzögerungen beim Großraumflieger A380, hohen Entwicklungskosten für das neue Langstreckenmodell A350 sowie dem schwachen Dollarkurs, der die in der EU gebauten Flugzeuge auf dem internationalen Markt verteuert. »Airbus hat das schlimmste Jahr seiner Geschichte erlebt«, sagte Gallois.

Artikel vom 10.03.2007