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Keine Rente für »Mister 20 Prozent«

Willi Weber wird 65 und denkt noch lange nicht an den Ruhestand

Stuttgart (dpa). Rekord-Weltmeister Michael Schumacher kommt aus der Schweiz zu der Feier im kleinen Kreis mit Familie und engsten Freunden.

»Der Michael wird mein Gast sein«, kündigte Willi Weber seinen berühmtesten Schützling als Gratulanten bei seinem 65. Geburtstag an diesem Sonntag an. Mit Schumacher verbindet den Manager seit fast zwei Jahrzehnten eine enge und erfolgreiche Zusammenarbeit. Aber längst ist der im Vorjahr zurückgetretene siebenmalige Formel-1-Champion und 91fache Grand-Prix-Sieger nicht nur Webers einträglichster Schützling, sondern auch einer seiner besten Freunde. »Mit Michael verbindet mich weit mehr als das Geschäft«, versicherte er.
Obwohl Weber nun mit 65 Jahren in Rente gehen könnte und sich angesichts eines mehrere Millionen-Vermögens auch finanziell keine Sorgen machen müsste, denkt er nicht an Ruhestand: »Ich brauche die Hektik. Für mich fängt die Rente erst mit 90 an, da ich 120 Jahre alt werden will.« Derzeit könne er sich eh nicht in den Ruhestand verabschieden, da Schumacher trotz seines Karriereendes »immer noch Rundumbetreuung« benötige.
Als Weber 1988 das 19-jährige Nachwuchstalent aus Kerpen für zehn Jahre vertraglich an sich band, wusste nicht einmal der mit einem außergewöhnlichen Geschäftssinn ausgestattete Schwabe, dass es sich bei Schumacher um einen »Jahrhundert-Piloten« handelte. Für den ehemaligen Hobby-Rennfahrer, der 1986 seine bescheidene Karriere in der Formel 3 aufgab, war Schumacher zugleich eine unerschöpfliche Geldquelle.
Geld verdienen war schon immer das Hauptziel des am 11. März 1942 in Regensburg geborenen Wilhelm Friedrich Weber, wie er offiziell heißt. »Ich bin nicht die 'Mutter Teresa', sondern bei allem Respekt Kaufmann«, räumte der gelernte Hotelkaufmann ein. Im Laufe der Jahre baute er sein kleines Gastronomie-Imperium auf 35 Restaurants aus, stieß diese aber mit den Triumphen seines Schützlings Stück für Stück ab.
Im Prinzip verscherbelte der seit 1960 in Stuttgart lebende Weber alles, was Geld einbrachte. Amerikanischen Militärs verkaufte er im Offizierskasino, wo er einen Nebenjob hatte, Uhren. Aber auch als Gebrauchtwagenhändler, Weingroßhändler oder Pächter einer Disko bewies er ein Näschen.
Im Vergleich zur späteren Geldquelle Schumacher waren dies jedoch nicht mehr als die berühmten »Peanuts«. Sein Schützling erwies sich um ein Vielfaches einträglicher als das Knacken eines Lotto-Jackpots. Jahrelang partizipierte Weber mit 20 Prozent an allen Einnahmen Schumachers, was ihm den Spitznamen »Mister 20 Prozent« einbrachte.
Schumacher hielt Weber immer die Treue, auch als dieser wegen einer Rotlicht-Affäre, dubiosen Geschäftsschließungen oder dem Gerichtsstreit um die Vermarktungsrechte an dem Piloten mehrfach in ein schiefes Licht geraten war. Aber nicht nur Michael, auch Bruder Ralf und mehrere andere Rennfahrer gehörten zu Webers Klienten. Er kümmerte sich um die Vermarktung von Verona Feldbusch sowie Naomi Campbell und Claudia Schiffer, die auf Mallorca seine Nachbarin war.

Artikel vom 10.03.2007