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Hilfe bei der Dattelöl-Reinigung

Winkler Filtertechnik in Werther: Der Mut zur Nische bringt große Erfolge mit sich

Werther (WB). Für die Einkäufer der Industrie sind es nur langweilige C-Produkte, für Dr. Dirk Schröer jeden Tag Grund zur Freude: Auf Filtermedien für die Flüssigtrennung hat sich die Winkler Filtertechnik GmbH spezialisiert.

Die kleine Manufaktur am Rande von Werther ist ein David im internationalen Wettbewerb. Doch Winkler hat seit dem Generationswechsel beim Umsatz mal eben um 50 Prozent zugelegt. Das Erfolgsrezept ist eine Mischung aus Mut zur Nische, Freude an der Innovation und einer konsequenten Internationalisierung des Vertriebs.
Vor sieben Jahren hat man in dem Familienbetrieb den Generationswandel vollzogen: Firmengründer Alfred Winkler übergab die Geschäfte an Tochter Christiane Winkler-Schröer und Schwiegersohn Dr. Dirk Schröer. Die Textilingenieurin und der Chemiker haben seither die Manufaktur konsequent modernisiert: Wo zuletzt eine Elektroschere und archaische Brennwerkzeuge für den Formschnitt sorgten, surrt jetzt - notfalls die ganze Nacht - ein Laserschneidautomat. Statt gelber Bestellkarten für die Kunden gibt es ein zweisprachiges Internetportal mit ausgefeilter Online-Werbung. Beides sorgt für mehr als 300 Anfragen pro Monat und führt täglich bis zu drei Neukunden aus aller Welt nach Werther.
»Zu uns kommen alle, die mit ihren spezifischen Problemen bei unseren großen Wettbewerbern nur ein Achselzucken auslösen«, sagt Dr. Dirk Schröer. Der 40-Jährige nennt Beispiele: Ein Automobilzulieferer entscheidet sich für ein neues Schleifmittel zur Entgratung seiner Kugellager. Schneller als erwartet sind die bisher genutzten Filter dicht. Wissen die Spezialisten der großen Filterlieferanten nicht mehr weiter, müssen Generalist Dr. Schröer und sein Team ran. »Wir haben als Manufaktur, die mit Freude alle Nischen bedient, einen ganz anderen Marktüberblick. Wir kennen alle verfügbaren technischen Textilien, wir haben Erfahrungen mit einer immensen Vielzahl von Anwendungen. Und wir können jeden noch so ungewöhnliche Filter herstellen.«
Der Chemiker, der vor seinem Eintritt in Schwiegervaters Firma für einen internationalen Konzern weltweit Anwendungsprobleme in der Prozesswassertechnologie löste, listet nüchtern auf, was nach Werbung klingt. Zahlen beweisen die Flexibilität: Während die bei Mitarbeitern und Umsatz 100-mal so großen Wettbewerber gerade 350 Artikel im Sortiment führen, kann Winkler 3500 verschiedene produzieren. Eben zehnmal so viele.
Weil Entwicklung und Produktion hoch flexibel sind, rechnen sich auch Kleinauflagen. »Für viele unserer Kunden sind wir die letzte Anlaufstation«, hört Dr. Schröer immer wieder. Kein Wunder: Der eine will das Wasser seines Koi-Teichs filtern, der nächste Wachsreste aus Sonnenblumenöl entfernen, der Dritte braucht Siebe für seine Honigschleuder, der Vierte will Dattelöl in Dubai reinigen, der Fünfte - ein Biobauer - muss seine Ziegenmilch vor der Käseherstellung filtern. Schröer: »Wir helfen, wo wir helfen können. Überlegen Lösungen, produzieren Muster und schicken sie zum Kunden. Wenn wir alles richtig machen, haben wir wenige Tage später eine Bestellung auf dem Tisch.«
Die Suche nach immer neuen, sowohl funktionalen wie wirtschaftlichen Lösungen, das Herantasten an die Grenzen des chemisch-physikalisch Machbaren - beides macht den Wertheraner Filterspezialisten so richtig Spaß. Die Dankbarkeit der Kunden ist ein erfreulicher Effekt. Wer so zufrieden ist, kommt wieder, sorgt langfristig für gute Geschäfte. »Die Vielzahl der Kunden und die Vielfalt der Aufträge macht unser Geschäft sicher und unabhängig von Großaufträgen«, sagt Dr. Schröer. Das erlaubt Wachstum auf ostwestfälische Art: Schritt für Schritt, übersichtlich, gestaltbar. Grenzen gibt es - auch bei einer Exportquote von gerade einmal elf Prozent - nur wenige: »Nur Anfragen aus China lassen wir unbeantwortet, denn wir haben keine Lust darauf, schlecht gemachte Kopien unserer Spezialfilter im Markt zu finden.«
Wenn zwischendurch Zeit bleibt, über den eigenen Laden nachzudenken, sprudeln die Ideen nur so. Der neue Laserschneidautomat ist nicht nur für die Vorfertigung von Filtertüchern gut. Schröer: »Gerade haben wir einen hochtransparenten Messestand zur Teppich-Fachmesse Domotex ausgeliefert.« Das kunstvolle Gewebe umrahmte die Preisträger des Design-Awards.
Mit Kunst kennt man sich an Werthers Schloßstraße - vis-à-vis des Böckstiegel-Hauses - bestens aus: Hier wurden schon die Cookies von Christos Reichstagsverhüllung produziert. Zusammen mit seiner Haller Agentur arbeitet Dr. Schröer gerade an einer neuen Werbeaktion, die Bühnenbauer, Messebauer, Architekten und Designer für die Möglichkeiten der Gestaltung mit technischen Geweben gewinnen will.

Artikel vom 17.03.2007