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Die Mädchen galant über Pfützen getragen

Der Todestag des Schauspielers Albert Florath jährt sich am Sonntag zum 50. Mal


Bielefeld (uj). Er war ein Bielefelder Urgewächs. Doch seine Leidenschaft, die Schauspielerei, führte ihn nach München, Berlin und Stuttgart in die Metropolen des Films und Theaters. Am Sonntag, 11. März, jährt sich der Todestag von Albert Florath zum 50. Mal.
Als Junge soll er manches Bielefelder Mädchen galant über die Pfützen getragen haben. »Damals war der steile Pöttkerbrink noch nicht abgetragen und nach Wolkenbrüchen gab es nahe der Düppelstraße immer große Überschwemmungen Über die trugen wir Jungen dann die Mädchen. Dabei bekamen wir nasse Füße und der Lehrer schickte uns wegen dieses Umstandes wieder nach Hause. Die Mädchen mussten bleiben, die hatten ja trockene Füße.«
Solch schelmische Geschichten erzählte er, der am 7. Dezember 1888 als Sohn des Schlossers Joseph Florath und seiner Ehefrau Mathilde geboren wurde, bei Schauspielerstammtischen. Und obgleich er nach 1908 nur noch ein einziges Mal in seiner Geburtsstadt weilte -Ê1950, um einen Regenmantel zu kaufen -, erinnerte sich der beliebte Volks- und Heimatschauspieler gerne an die Stadt seiner Kindheit. So ist folgendes Zitat überliefert: »Ich holte eines schönen Tages ein Marksbrot vom Bäcker Ehl am Alten Schildescher Weg und erblickte einen polternden Landauer, der die ansteigende Herforder Straße hinauffuhr -Êohne Pferd! Ich setzte mich platt vor Schrecken auf meinen Allerwertesten, ließ mein Marksbrot im Stich und rannte nach Hause. Das erste Automobil war mir begegnet!«
Schon damals träumte Albert Florath vom Theater. Doch die bodenständigen Eltern hatten anderes mit ihm im Sinn und schickten ihn nach dem Abitur als Amtmannanwärter ins Amt Schildesche. Der Heimatverein hat sich dafür eingesetzt, dass nun eine Gedenktafel vor dem ehemaligen Amtsgebäude in der Marswidisstraße 3 an den Amtmann erinnert, der zum Filmstar wurde. Sie wird an diesem Sonntag, 11 Uhr, offiziell eingeweiht.
Von Schildesche kam Florath in das Delbrücker Amt. Vor Ort sammelte er auch erste Bühnenerfahrungen in einer Laienschauspielgruppe. Danach gab er seine Ämterlaufbahn auf und ging nach München-Schwabing, um sich ganz der Schauspielerei zu widmen. 1908 debütierte er am Hof-Theater in München und nahm nebenher Schauspielunterricht. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach seine künstlerische Laufbahn. Zwischen 1920 und 1944 gehörte Florath dem Ensemble des Staatstheaters in Berlin an. 1938 wurde er zum Staatsschauspieler ernannt.
Mit dem Aufkommen des Tonfilms etablierte sich der Charakterdarsteller auch im Film, zumeist als kauziger, aber herzlicher Typ. In den 40er und 50er Jahren avancierte er zu einem der beliebtesten Volksschauspieler Deutschlands. Er spielte neben Heinz Rühmann in »Die Feuerzangenbowle« und übernahm zahllose Rollen -Êinsgesamt mehr als 200 -Êin Heimatfilmen wie »Wenn der weiße Flieder wieder blüht«.
1957 starb er in Stuttgart und wurde in der Gemeinde Schwend beerdigt.

Artikel vom 10.03.2007