12.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Ein Kinder-Traum wird wahr

Eisschnelllauf-WM: Wolf sprintet zum Weltrekord - Silber für Friesinger

Salt Lake City (dpa). Anni Friesinger winkte nach Silber völlig entkräftet ins Publikum, Jenny Wolf genoss auf der Tribüne ihren Triumph schon in vollen Zügen.

Nach dem verhinderten Start über 1500 Meter wegen eines Infekts war für Friesinger die erhoffte Medaille über 1000 Meter das i-Tüpfelchen auf eine fast perfekte Saison. Die Schau aber stahl ihr Jenny Wolf: Mit ihrem Traum-Weltrekord von 37,04 Sekunden und ihrem ersten Weltmeister-Titel über 500 Meter trat die Berlinerin in Salt Lake City aus dem Schatten der deutschen Superstars heraus.
Ein einzigartiges Jubiläum feierte Claudia Pechstein: Die 35- Jährige erkämpfte mit Bronze im Team-Rennen ihr 50. Edelmetall (13 Gold/26 Silber/11 Bronze) bei internationalen Titelkämpfen. Damit ist sie quantitativ sogar erfolgreicher als Gunda Niemann (43 - 30/12/1) und Anni Friesinger, die nun ihre 35. Medaille gewann (20/11/4). »Diese Medaille tut so gut. Es war nicht leicht hier zuzuschauen, wenn die anderen um Gold laufen«, gestand Anni Friesinger, die in 1:14,26 Minuten wiederum nur Allround-Weltmeisterin Ireen Wüst (Niederlande) den Vortritt lassen musste, die sich nach den 1500 m in 1:13,83 das zweite Gold holte.
Jenny Wolf konnte indes am Fuße der Rocky Mountains ihr Glück kaum fassen. »Weltrekord - davon habe ich schon als Kind geträumt. Lange habe ich darauf hingearbeitet, die Nationalhymne zu hören. Aber jetzt fehlen mir die Worte«, meinte die 28 Jahre alte Berlinerin nach dem Rennen ihres Lebens, mit dem sie der nach dem ersten Lauf führenden Chinesin Wang Beixing das WM-Gold entriss. Die Literatur-Studentin verbesserte den über fünf Jahre alten Rekord von Catriona LeMay-Doan gleich um 0,18 Sekunden und toppte mit der Punktzahl 74,42 für beide Läufe eine weitere Bestmarke der Kanadierin.
»Ich bin fast vom Schlitten gefallen, als ich die Zeit im Internet sah«, entfuhr es ihrem Coach Thomas Schubert in der 9000 Kilometer entfernten Heimat. »Als die 37,04 aufblinkten, ging ein Aufschrei durch unsere Runde. Da haben wir gleich ein paar Flaschen Schampus geköpft«, sagte Schubert, der inzwischen keinen Groll mehr hegt, dass er diese Sternstunde nicht live erleben durfte.

Artikel vom 12.03.2007