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Auf Sonnendeck um die Welt

Kreuzfahrten mehr denn je gefragt - erstmals eine Million Passagiere

Von Thomas Albertsen
Berlin (WB). Die Schallmauer von einer Million deutscher Kreuzfahrtpassagiere im Jahr ist 2006 erstmals geknackt worden. Schiffsreisen liegen mehr denn je im Trend, wobei die Freude über das 11,2-prozentige Umsatzplus im Hochsee-Segment durch das Minus von 1,6 Prozent im Fluss-Sektor nur leicht getrübt wurde.

Otto Schüßler, Autor der Kreuzfahrtstudie für den Deutschen Reise-Verband, erklärte im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT, der Boom werde auch in den kommenden Jahren anhalten. Durch die Auslieferung der drei neuen Aida-Schiffe für jeweils 2000 Passagiere seien Kapazitäten in Planung, die ein solides Wachstum garantierten.
705010 Deutsche unternahmen 2006 eine Hochseekreuzfahrt und sorgten für 1,36 Milliarden Euro Umsatz. Der durchschnittliche Reisepreis erhöhte sich um 0,8 Prozent und lag bei 1928 Euro. Acht von zehn Gästen wählten für ihre Kreuzfahrt die europäischen Gewässer. Und: Kreuzfahrten sind ein sicherer Umsatzbringer für Reisebüros. Da die Kunden einen hohen Beratungsbedarf haben, fühlen sich 75 Prozent der Gäste dort am besten aufgehoben. Nur 4,6 Prozent buchen im Internet.
Übrigens: Auch das WESTFALEN-BLATT setzt bei seinen Leserreisen immer stärker auf die Kreuzfahrt - und hat damit großen Erfolg. Die Branche geht übrigens davon aus, 2010 die Schallmauer von einer Million Hochseegästen zu durchbrechen. Das durchschnittliche Alter der Passagiere beträgt 51,7 Jahre.
Dass im vergangenen Jahr nur noch 310655 Passagiere eine Flussreise unternahmen - ein Rückgang um 4,6 Prozent bei den Passagieren und 1,6 Prozent beim Umsatz - hatte klimatische und politische Gründe. Zum einen behinderte das Frühjahrshochwasser auf Donau und Elbe das Gewerbe, der Karikaturen-Streit hielt die Deutschen zudem davon ab, auf dem Nil zu reisen. In Russland verhagelte der G8-Gipfel in St. Petersburg das Geschäft, denn aus Sicherheitsgründen wurden in diesem Zeitraum Flussfahrten aus und in Richtung Moskau verboten.
Die Vogelgrippe im Donaudelta tat ihr übriges, um diese Top-Destination zu schwächen. Gewinner waren die asiatischen Flüsse mit einem 60-prozentigen Plus an deutschen Gästen. Belgien und die Niederlande legten gar um 70 Prozent zu. Für 2007 rechnen immerhin 41 Prozent der Anbieter mit einem besseren Geschäft.
Unterdessen will die Türkei mit einer millionenschweren Imagekampagne deutsche Urlauber zurückholen. Für Werbung und Aktionen mit deutschen Reisebüros stehen in diesem Jahr 11,4 Millionen Euro zur Verfügung, kündigte Tourismusminister Atilla Koc auf der Reisemesse ITB in Berlin an. Die Zahl deutscher Urlauber ging 2006 um 11,4 Prozent auf 3,8 Millionen zurück. 2005 hatte es noch ein Plus von 6,5 Prozent gegeben. Als Gründe für das Fernbleiben der Bundesbürger nannte der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, Klaus Laepple, die Vogelgrippe und die Diskussion um die Mohammed-Karikaturen.

Artikel vom 09.03.2007