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Islamisten drohen mit Terror

Bundeswehr-Rückzug aus Afghanistan gefordert - Video zeigt Geiseln

Kairo/Berlin (dpa). Islamische Extremisten haben mit Anschlägen in Deutschland sowie mit der Tötung deutscher Geiseln im Irak gedroht, sollte die Bundeswehr nicht aus Afghanistan abgezogen werden. Seit 34 Tagen in der Hand der Geiselnehmer:
Hannelore Marianne K. (61) und ihr Sohn (20).

Die Bundesregierung will sich den Drohungen nicht beugen und an ihrem Engagement für Afghanistan festhalten. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) sieht dabei nicht die militärische Auseinandersetzung mit den Taliban im Vordergrund. Vielmehr gehe es »um den politischen, den sozialen, den wirtschaftlichen Wiederaufbau, die Herstellung von Zivilgesellschaft«, sagte sie gestern. SPD-Fraktionschef Peter Struck und der CDU- Außenpolitiker Eckart von Klaeden rechnen damit, dass deutsche Soldaten noch ein Jahrzehnt am Hindukusch bleiben.
In zwei Videobotschaften, die am Wochenende verbreitet wurden, forderten die Islamisten die Bundesregierung ultimativ dazu auf, den Einsatz deutscher Soldaten am Hindukusch innerhalb von zehn Tagen zu beenden. Auch Österreich wurde bedroht.
In einem dramatischen Geiselvideo, das am Samstag auf einer Islamisten-Internetseite auftauchte, bittet die verschleppte Hannelore Marianne K. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) um Hilfe für sich und ihren Sohn. »Wir sind doch auch Deutsche«, sagt die Frau mit tränenerstickter Stimme. Sie und ihr 20 Jahre alter Sohn waren am 6. Februar in Bagdad verschleppt worden. Die 61-Jährige, die mit einem irakischen Professor verheiratet ist, stammt aus dem Großraum Berlin.
Die 61-Jährige spricht in deutscher Sprache. Sie sagt weiter: »Ich bin hier festgehalten worden schon seit einer ganzen Weile, und ich bitte Sie (Merkel), mir zu helfen. Diese Leute hier wollen meinen Sohn vor meinen Augen umbringen und hinterher mich. Ich möchte nicht auf diese Art und Weise sterben.«
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) versicherte in Berlin, die Bundesregierung werde nichts unversucht lassen, um die beiden Entführten freizubekommen. Auf das Ultimatum der Kidnapper, die sich »Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit« nennen, ging Steinmeier aber mit keinem Wort ein.
Wenige Stunden nach dem Geiselvideo wurde eine weitere Drohung in einem Internet-Forum namens »Stimme des Kalifats« veröffentlicht. Darin heißt es, eine weitere Zusammenarbeit Deutschlands mit den USA »gegen den Islam und die Muslime« werde zu einer Gefährdung im eigenen Lande führen.
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Artikel vom 12.03.2007