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Die Geheimsprache der Viehhändler

Forscher retten 400 alte westfälische Begriffe vor dem Aussterben


Hamm (dpa). Sieben Mal klatschen die beiden Männer ihre Hände aneinander, sie tauschen Zahlen aus und klopfen sich auf die Schultern. Dann ist das Geschäft auf dem Pferdemarkt Hamm perfekt, ein Pony wechselt für 545 Euro den Besitzer. Käufer und Verkäufer wünschen sich »Massel und Broche« - Glück und Segen. Mit diesen Worten der westfälischen Viehhändlersprache endeten früher viele Verhandlungen, doch mittlerweile ist die Geheimsprache vom Aussterben bedroht. Selbst in den Hammer Zentralhallen, dem größten deutschen Tiervermarktungsstandort, ist sie kaum noch zu hören. Händler Franz Lürwer sieht keine Zukunft: »Früher konnten das fast alle hier, jetzt sterben sie langsam weg.« Bevor das geschieht, möchte Sprachenforscher Klaus Siewert den Wortschatz erhalten. Per Anzeigen bat er darum, ihm Viehhändler-Worte einzuschicken. In jahrelanger Kleinarbeit hat er mit Kollegen der Internationalen Gesellschaft für Sondersprachenforschung (IGS) in Münster Notizzettel ausgewertet. Mehr als 400 Worte sind zusammengekommen, von »achele« für essen bis »zore« für Not - und »Hospes bajes« für den Wirtshaushocker.

Artikel vom 09.03.2007