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Ein Sänger mit
Liebe zum Jazz

Thomas Quasthoff nahm CD auf

Von Esteban Engel
Berlin/Detmold (dpa). Thomas Quasthoff hat den Blues - und den Swing. Mit 47 Jahren hat sich der weltberühmte Bassbariton einen Jugendtraum erfüllt und seine erste Jazz-Platte aufgenommen.

Zur Seite stand ihm der Trompeter Till Brönner, der als Produzent hochkarätige Musiker für »Watch what happens« (Deutsche Grammophon) gewinnen konnte. Knapp ein Dutzend Standards von George Gershwin bis Bill Evans hat der zweifache Grammy-Gewinner aufgenommen und mit seiner sonoren Stimme eine Entdeckungsreise jenseits der musikalischen Genres unternommen.
Zwar hat Quasthoff in den Konzertsälen seine Weltkarriere gemacht und ist mit berühmten Orchestern und Dirigenten aufgetreten. Doch schon in frühen Jahren stand ihm Count Basie wohl genauso nahe wie Johann Sebastian Bach. »Wir hatten einen Nachbarn, der eine Single-Sammlung hatte, mehr als 300 Titel, von Bix Beiderbecke über Louis Armstrong bis Sydney Bechett - die habe ich 'rauf und 'runter gehört und aufgenommen«, erzählte der gebürtige Hildesheimer. Quasthoff, der Professor an der Hochschule für Musik in Detmold war und derzeit an der Berliner Hanns-Eisler-Musikhochschule lehrt, hat den Jazz nie aufgegeben.
Zwischen seinen Klassik-Auftritten hatte sich der Sänger immer wieder auf musikalische Umwege begeben. Bevor er die Podien der Welt eroberte, war er schon in Jazz-Keller hinabgestiegen. »Ich habe immer Jazz gemacht und immer Jazz gehört«. 2004, zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises, trat er mit der Berliner Philharmonic Jazz Group auf. Auch Till Brönner saß damals im Publikum. Nach einem ersten Treffen machten beide Musiker alles klar: Die Idee für eine gemeinsame Jazz-CD war geboren.
»Früher habe ich gedacht, die Leute kommen aus Sensationslust«, sagte Quasthoff, der von Geburt an körperbehindert ist. »Aber ich mach' das jetzt mehr als 30 Jahre und ich glaube, mittlerweile ist die Sensation weg und die Leute wollen mich sehen, weil ich etwas zu sagen habe. Ich mag diese hehren Kunstabende nicht, wo man aus lauter Ehrfurcht umfällt, sondern will meinen Beruf auch mit Entertainment verbinden.«
Auch Brönner lobt Quasthoffs Entertainer-Qualitäten. »Er hat ein unglaubliches Rhythmusgefühl, er ist der geborene Jazz-Sänger«, sagt Brönner über seine Zusammenarbeit mit dem Klassik-Künstler. Für die CD konnte er unter anderem den Komponisten und Arrangeur Alan Broadbent, den Schlagzeuger Peter Erskine und den Pianisten der WDR-Bigband, Frank Chastenier, gewinnen. Zwar ist Quasthoff bis 2009 ausgebucht, doch im März geht er mit seinem Jazz-Projekt auf eine Tournee. Nach Konzerten in Wien (12. März), Köln (17. März) und Berlin (19. März) wird er dann in London auftreten.

Artikel vom 09.03.2007