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Razzia auf Öko-Bauernhof

Betrugsverdacht: Schweine und Ferkel zu überhöhten Preisen verkauft

Von Ernst-Wilhelm Pape
Espelkamp (WB). Zwei Öko-Landwirte aus Espelkamp (Kreis Minden-Lübbecke) stehen im Verdacht, Schweine konventionell gemästet, aber zu überhöhten Preisen als Bioprodukte verkauft zu haben.
Die Öko-Schweine wurden konventionell gemästet.
Bei einer Durchsuchung in mehreren Städten in Ostwestfalen-Lippe wurde am Mittwoch Beweismaterial sichergestellt. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Reinhard Baumgart (Bielefeld) ist nach ersten Schätzungen von einem Schaden in Höhe von 250 000 Euro auszugehen. Es werde wegen Betruges ermittelt.
In einem Fall seien Mitte 2005 1000 Schweine verkauft worden, deren Biofütterung zweifelhaft gewesen sei. Der finanzielle Vorteil aus der Vermarktung der Bioware habe bei 100 Euro je Tier gelegen. In einem anderen Fall habe es sich um 3000 Ferkel gehandelt. Hier habe der Vorteil bei 50 Euro je Tier gelegen.
Nach Informationen dieser Zeitung sind vier Betriebe mit insgesamt zehn Schweinemastanlagen betroffen. Die Mastanlagen befinden sich in Espelkamp (fünf) sowie ferner im Kreis Minden-Lübbecke in Rahden und Stemwede sowie in Verl (Kreis Gütersloh), Kalletal (Kreis Lippe) und Büren (Kreis Paderborn). Als Hauptbeschuldigte gelten das Ehepaar Ulrich und Edith F., seine zwei Töchter sowie der Lebensgefährte einer Tochter.
Nach Routinekontrollen und Hinweisen anderer Landwirte war das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz der Täuschung auf die Spur gekommen. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums ist den Landwirten bereits im Dezember das Ökosiegel entzogen worden. Ferner sei bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Anzeige erstattet worden.
Warenbewegungen zwischen den Betrieben hätten Verdacht erregt, sagte Baumgart. Verkaufslisten der Lieferanten belegten, dass nicht nach der Ökoverordnung gearbeitet worden sei. Die Landwirte hätten bei der Verwendung von Futter, Medikamenten und dem Ankauf von Ferkeln gegen die strengen Regeln des Öko-Landbaus verstoßen.
Insgesamt würden von den Beschuldigten 380 Zuchtsauen mit entsprechender Nachzucht gehalten. Das Fleisch könne durchaus als konventionelle Ware zu günstigeren Preisen vermarktet werden.
»Die Biobranche boomt und Bioprodukte genießen das Vertrauen der Verbraucher«, sagte gestern Abend Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Eckhard Uhlenberg (CDU). Schwarze Schafe wie in diesem Fall würden unverzüglich angezeigt.
Uhlenberg: »Verbraucherschutz ist auch Täuschungsschutz und wir werden es nicht hinnehmen, wenn einzelne aus Profitgier eine ganze Branche in Misskredit bringen.«

Artikel vom 09.03.2007