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Ullrich muss weiter
mit Strafen rechnen

Radsport: Spanier stellen Fuentes-Ermittlungen ein

Madrid/Berlin (dpa). Der des Dopings verdächtigte Jan Ullrich ist auch nach dem Ermittlungs-Stopp der spanischen Justizbehörden in der Affäre um den Madrider Mediziner Eufemiano Fuentes längst nicht über den Berg.

»Der Fall Ullrich bei der Bonner Staatsanwaltschaft, die gegen ihn wegen Betrugs zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T-Mobile ermittelt, ist dadurch nicht tangiert. Das Rechtshilfeverfahren zwischen der deutschen und spanischen Justiz läuft weiter und das Ullrich zugerechnete Blut kann abgeglichen werden«, sagte der Heidelberger Sportrechtler Michael Lehner, der 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann und Radprofi Danilo Hondo in ihren Doping-Verfahren vertrat.
Auch UCI-Präsident Pat McQuaid, der ein Anti-Doping-Programm in Paris vorstellte, kündigte sportrechtliche Konsequenzen an: »Für die verdächtigten Fahrer ist es nicht vorbei.« Über 50 Radprofis, unter ihnen Ullrich und der längst wieder aktive Giro-Gewinner Ivan Basso (Italien), sollen Kontakt mit dem mutmaßlichen Doper Fuentes gehabt haben.
Die spanischen Behörden, die die Sportwelt mit ihren nun im Sande verlaufenen Ermittlungen zehn Monate in Atem hielten, verwiesen ausdrücklich darauf, das die Sportverbände einen Teil der Ermittlungs-Ergebnisse der Guardia Civil - bis auf abgehörte Telefonate etwa - nutzen können. Laut »Focus« lehnte die Staatsanwaltschaft ein Angebot der Anwälte des vor 14 Tagen zurückgetretenen Olympiasiegers Ullrich ab, das Verfahren gegen Zahlung einer Summe einzustellen.
Der zuständige Untersuchungsrichter Antonio Serrano hatte den Fall nach Presseberichten zu den Akten gelegt, weil Doping in Spanien noch nicht strafbar war, als die »Operación Puerto« (Operation Bergpass) am 23. Mai 2006 aufgedeckt wurde. Die Staatsanwaltschaft kündigte Einspruch gegen die Einstellung des Verfahrens ein, die einem Freispruch für Fuentes und die sieben weiteren Beschuldigten gleichkommt. Unter ihnen waren auch der Blutspezialist José Luis Merino Batres oder Manolo Saiz, Chef des früheren Liberty-Radteams. Die verdächtigten Radprofis waren in Spanien ohnehin nur als Zeugen gefragt.
Die acht Hauptbeschuldigten könnten nun ihrerseits auf Schadenersatz oder wegen Rufschädigung klagen. Weil Doping in Spanien erst mit in Kraft treten eines neuen Anti-Doping-Gesetzes im Februar dieses Jahres zum Straftatbestand wurde, hätten Fuentes und die anderen Beschuldigten nur wegen »Gefährdung der öffentlichen Gesundheit« belangt werden können. Dafür gebe es aber keine Beweise, denn nach den vorliegenden Erkenntnissen habe keiner der verdächtigten Profis gesundheitliche Schäden erlitten.
Die Dopingsperre des vom zweitklassigen Tinkoff-Rennstall in Italien engagierten Hondo soll sich dagegen bis zum 10. Januar 2008 verlängern. Der Sportgerichtshof CAS stellte im Dopingfall des Wahlschweizers aus Cottbus fest, dass bei Hondos Sperre jene Zeiten nicht angerechnet werden dürfen, in denen er auf Grund von Einstweiligen Verfügungen vorübergehend aktiv war. Das hieße, dass sein eigentlich am 31. März 2007 ablaufendes Fahrverbot um zehn Monate verlängert wird. Hondo sieht das anders: »Ich gehe davon aus, dass ich im nächsten Monat wieder fahren kann.«

Artikel vom 12.03.2007