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Stressbruch durch zu viel Sport

Deutscher Fußkongress mit 600 Teilnehmern in der Stadthalle

Bielefeld (sas). Sportliche Aktivitäten sollen ja der Gesunderhaltung dienen. Nicht selten aber ist das Gegenteil der Fall. So hat die Hälfte aller Langstreckenläufer Beschwerden. In 60 Prozent der Fälle sind Fuß und Unterschenkel betroffen. Kein Wunder also, dass das Motto des Deutschen Fußkongresses in diesem Jahr »Fuß und Sport« lautet.

Heute und morgen werden etwa 600 Mediziner in der Stadthalle an der 13. Jahrestagung der D.A.F., der Deutschen Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk teilnehmen. Tagungspräsidenten sind Privatdozent Dr. Martin Engelhardt, heute München, bis 2006 Chefarzt der Orthopädie am Städtischen Klinikum Mitte, Prof. Dr. Gerd Hörster, dort Chefarzt der Unfallchirurgie, sowie Prof. Dr. Jürgen Freiwald, Sportwissenschaftler an der Bergischen Universität Wuppertal.
»So weit die Füße tragen«, meint Dr. Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, sei der Mensch mobil. Und hat Lebensqualität. Selbstverständlich sind gesunde Füße nicht: 55 000 Mal im Jahr wird der Hallus valgus (Ballen) operiert, 70 000 Hammerzehen kommen unter das Messer, 50 000 Verletzungen an den Bändern gibt es jährlich und 24 700 Menschen brechen sich das Sprunggelenk.
Schwerpunkte der Tagung sind Stressfrakturen bei Sportlern, neue bildgebende Verfahren auch unter OP, die Reintegration in den Leistungssport nach Verletzungen und die Korrektur verformter Füße beim Kind.
70 Prozent der Stressfrakturen (prominentestes Opfer ist der Fußballnationalspieler Robert Huth) erleiden Laufsportler. »Am gefährdetsten sind die ambitionierten Hobbysportler, sagt der Bielefelder Orthopäde Dr. Jens Brüntrup. In der Regel ist eine Überlastung, eine gleichmäßige, immer wiederkehrende Belastung die Ursache. »Die Intensität des Sports entspricht oft nicht den körperlichen Voraussetzungen.« Die Diagnose ist nicht immer leicht und kann oft erst durch eine Kernspintomographie erfolgen: »Röntgenbilder bleiben anfangs oft stumm«, betont Brüntrup. Die Therapie eines Ermüdungsbruches kann sich bei »High risk«-Patienten hinziehen und ein Jahr dauern.
Weitere wichtige Botschaften der Fachmediziner: Wer nach dem Umknicken des Fußes nicht nur außen, sondern auch innen eine anhaltende Schwellung hat (in gut 80 Prozent der Fälle sind die Außenbänder betroffen), sollte auf genauer Diagnose bestehen, um langwierige Begleitverletzungen auszuschließen. Und: Angeborene Fußdeformationen - wie Klumpfuß, Knicksenkfuß oder Verwachsungen von Knochen -, die Schmerzen und Fehlstellungen verursachen, können heute deutlich schonender und mit besseren Ergebnissen therapiert werden.

Artikel vom 09.03.2007