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E.ON in der Zwickmühle

Übernahme des spanischen Versorgers Endesa schwierig

Düsseldorf (dpa). Im Blitzlichtgewitter von Fotografen fühlt sich E.ON-Chef Wulf Bernotat sichtlich wohl. Nur strahlende Gesichter auf dem Podium bei der Bilanzvorlage des größten deutschen Energiekonzerns gestern - so als ob die Übernahme des spanischen Stromversorgers Endesa durch E.ON gerade unter Dach und Fach gebracht worden wäre.

Aber an diesem Tag ist alles anders. E.ON ist bei Endesa in Bedrängnis geraten und droht, sein Ziel zu verfehlen. Die 41 Milliarden Euro teure Akquisition, die größte in der Geschichte des E.ON-Konzerns, steht Spitz auf Knopf.
Der Einstieg des italienischen Konkurrenten Enel bei Endesa hat Bernotat die Suppe ordentlich versalzen. Und da interessieren Bilanzzahlen, sprudelnde Gewinne oder Rekorddividende nur am Rande. »Wir bleiben bei Endesa am Ball«, betonte Bernotat gestern. Inzwischen hat der gut einjährige Übernahmekampf E.ON bereits 230 Millionen Euro gekostet. Aus dem sich zuspitzenden Bietergefecht um Endesa zog E.ON inzwischen Konsequenzen und verzichtet vorläufig auf eine Abschaffung der Stimmrechtsbeschränkung von zehn Prozent in den Endesa-Statuten.
E.ON bietet für das spanische Unternehmen 41 Milliarden Euro in bar. Die Annahmefrist läuft noch bis zum 29. März. Bis zum 3. April hat E.ON dann Zeit, seine weiteren Pläne öffentlich zu machen.
Bislang ist die E.ON-Offerte bei dem spanischen Versorger auf geringe Resonanz gestoßen. Ein Prozent der Aktien seien E.ON zum Kauf angeboten worden, sagte Bernotat. In der Regel dienten die Aktionäre aber erst zum Ende der Frist ihre Papiere an. Die Offerte läuft bis zum 29. März und ist an eine Mindestannahme von 50,1 Prozent gekoppelt.
Theoretisch bestehe die Möglichkeit, die Annahmequote herabzusetzen, sagte Bernotat. Ein schneller Rückzug aus Spanien erscheint unwahrscheinlich. Der E.ON-Chef schloss nach dem Ende der Annahmefrist Gespräche mit den beiden Großaktionären Enel und Acciona nicht aus, die derzeit 22 beziehungsweise 21 Prozent an Endesa halten. Auch ein Zukauf von Endesa-Aktien über die Börse sei dann möglich.
Unterdessen droht Spanien im Übernahmekampf um Endesa wegen der Auflagen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. Die Forderungen der Madrider Regierung an E.ON seien illegal, sagte ein Sprecher von EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gestern in Brüssel.

Artikel vom 08.03.2007