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Dortmund erhöht den Druck

Jetzt oder nie: von Heesen soll zur Entscheidung gedrängt werden

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bochum (WB). Da saßen sie nun und standen nicht mehr auf. Per Sitzblockade verhinderten die Anhänger von Borussia Dortmund die Heimfahrt ihrer Mannschaft. Vorher im Stadion waren sie schon auf die Barrikaden gegangen. 0:2 hatte der BVB das Revier-Derby beim VfL Bochum vergeigt. Und nun brodelt es bei den Borussen.

Mit der sechsten Niederlage im achten Rückrundenspiel verkürzten die Verlierer den Abstand zu einem Abstiegsplatz auf einen Punkt. So wie die Schwarz-Gelben im Moment auftreten, sind ihnen beste Chancen zu geben, diese kleine Distanz auch noch zu überbrücken. Die Notierung in der Rückrundentabelle unterstreicht die Ambitionen, mit denen sich Dortmund konstant um weiteres Absacken bemüht. Nur Arminia Bielefeld spielt in der zweiten Saisonhälfte noch erfolgloser. Am 30. März stehen sich die beiden gegenüber - das wird ein Spaß.
Ob Röber in Bielefeld überhaupt auf der Bank sitzt, ist aber höchst ungewiss. Angeblich wollen die Borussen noch vor dem Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg an Thomas von Heesen herantreten und ihn zur sofortigen Übernahme des Trainerpostens bewegen. Dabei soll dem ehemaligen Bielefelder der Dringlichkeitsauftrag aus Dortmund mit Druck näher gebracht werden. Entweder er kommt jetzt - oder gar nicht. Es gibt ja auch noch Thomas Doll.
Röber muss jedenfalls mit seinem Aus rechnen. Geredet wird seit dem ersten Tag über ihn. Zu Beginn wurde er gefragt, wie es denn sei, nur ein Platzhalter für von Heesen zu sein. Dann gelang ein 3:2 gegen den FC Bayern München und alle wollten wissen, was die Borussen nur mit ihrem Zwischentrainer machen, wenn der seine Elf in den Europacup führt. Nachdem diese Eintagsfliege wieder abgesurrt ist, näherte sich Dortmund mehr und mehr der Kernfrage im Abstiegskampf: Ist dieser Trainer noch der Richtige?
»Wir stecken in einer Sch...-Situation«, sagte Röber und maulte: »Es ist viel Dummheit dabei. Wie wir hier die Tore bekommen haben, ist für mich nicht nachvollziehbar. Da fehlen mir die Worte.« Trotz der Installation des »Doppel-Sechsers« - der zusätzlichen Absicherung im Mittelfeld - ließ sich der schlecht aufeinander abgestimmte BVB in Bochum auskontern.
So erreichte Dortmund nicht einmal das Minimalziel. In der Kabine schwor Röber die Spieler noch darauf ein, »wenigstens ein 0:0 zu holen, wenn es nach vorn schon nicht läuft«, stattdessen wurden Martin Amedick und Sebastian Kehl vom VfL-Duo Teofanis Gekas und Zvjezdan Misimovic drei Minuten nach Wiederanpfiff übertölpelt wie Anfänger. Beim 0:2, wieder durch Gekas, war gleich die komplette Abwehr nicht im Bilde. »Der ist bestimmt nicht der Größte und kommt so frei zum Kopfball. Auch die Flanke wird vorher unbedrängt geschlagen«, kritisierte Michael Zorc die schlampige Defensive und zeigte mit dem Finger auf den Ex-Nationalspieler Christian Wörns, weil der Manager auch an einem wie ihm den Niedergang festmacht: »Die Etablierten haben ihre Leistung nicht gebracht.«
Dass offenkundig noch Gelassenheit herrscht und die Profis mit den Händen in den Taschen zu den zürnenden Anhängern schlenderten, fügte sich ins Gesamtbild. Röber sagte, dass er früher auf dem Rasen den Kollegen einen kräftigen Tritt in das verlängerte Rückgrat verpasst hätte. Als Trainer wirkte er resigniert und ratlos. Als müsse er eine Epidemie bekämpfen: »Wir haben die Seuche.« Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke kündigte zwar eine »Analyse« an, wollte sich aber zu Konsequenzen für Röber nicht äußern: »Ich habe immer gesagt, an der Trainerdiskussion beteilige ich mich nicht. Das bleibt so.« Kontakt zu von Heesen habe es »seit Monaten« nicht gegeben.
Dafür gibt es nun besonders engen Kontakt zu den Zweitliga-Berechtigungs-Positionen. Nach der dritten Halbzeit in Bochum machten wenigstens die Fans endlich den Weg frei. Sie wollten auch nach Hause. Sie hatten genug.

Artikel vom 12.03.2007