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Die Schalker bringen
es nur auf den Punkt

Aber: Spitze verteidigt und wieder mehr Alternativen

Von Klaus Lükewille
Hannover (WB). Ein königsblauer Fan bat vorher um himmlische Hilfe. »Lieber Gott, gieb das Schalke heute gewinnt.« Das stand so an der Fürbitten-Pinwand der Marktkirche in Hannover. Der Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.

Aber Vorstand, Trainer, Manager, Spieler und Anhänger des FC Schalke 04 dürfen auch mit diesem 1:1 zufrieden sein, denn in der Schlussphase hatte Hannover 96 gleich zwei große Möglichkeiten zum Siegtreffer. Und deshalb feierten sie später alle auch den einen Zähler in der AWD-Arena, brachten es mit ihren Aussagen geschlossen und wie abgesprochen immer wieder auf den Punkt.
Trainer Mirko Slomka kommentierte: »Man muss auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein.« Manager Andreas Müller: »Das Ergebnis geht in Ordnung.« Und Kapitän Bordon sprach dann das starke Wort zum schwachen Auftritt: »Ein Punkt ist besser als nichts.«
Außerdem: vom Tabellenthron konnten sie an diesem 25. Spieltag ja nicht mehr gestoßen werden. »Wir bleiben Spitzenreiter.« Das war Aussage Nummer zwei, die in Hannover aus königsblauen Kreisen monoton zu hören war.
Dabei wissen sie längst: der Titeltraum könnte wie in den Jahren 2001 und 2005 zum Albtraum werden, denn aus den letzten vier Spielen holte die Elf nur zwei Zähler. »Die Heimniederlagen gegen Leverkusen und den Hamburger SV tun uns heute noch weh«, gestand Müller, der die Auswahl aber auch in Schutz nahm: »Die vielen Ausfälle können wir auf Dauer nicht mehr kompensieren. Uns fehlte die Qualität, um nach der frühen Führung das Spiel erfolgreich über die Zeit zu bringen.«
Bereits nach zwei Minuten durften die Schalker jubeln, Mesut Özils Freistoß verlängerte Hali Altintop ins Tor. Doch nur 120 Sekunden später stand es 1:1. Ein Treffer, der nach Ansicht von Schlussmann Manuel Neuer nie und nimmer hätte anerkannt werden dürfen: »Der Michael Tarnat blockt mich, der Jan Rosenthal schubst mich, das alles passiert im Fünfmeter-Raum, in meiner Schutzzone. Da darf ein Torwart nicht attackiert werden.«
Neuer rannte sofort zu Schiedsrichter Knut Kircher, doch der hatte kein Foul gesehen und erkannte Tarnats Ausgleich an. Slomka spielte den Anwalt für die Nummer 1: »Der Treffer war irregulär.« Dieter Hecking, sein Freund und Kollege, vertrat da natürlich eine ganz andere Ansicht: »Der Neuer soll sich nicht beschweren. In England werden solche Dinger auch nicht gepfiffen. Unser Ausgleich war völlig okay.«
Auch der Endstand? Nach den zwei Paukenschlägen in den ersten Minuten sorgten die Hausherren in dieser dann lange Zeit ton- und trostlosen Partie erst in der Schlussphase wieder für Musik. Neuer wurde zum Retter und aus dem anderen Kasten hatte Robert Enke diese Szenen so beobachtet: »Klar, der Manuel reagierte da toll. Aber trotzdem waren Chancen da, um noch den Big Point zu machen.«
Den will und muss der FC Schalke 04 jetzt am kommenden Samstag im nächsten Heimspiel gegen den Verfolger VfB Stuttgart unbedingt verbuchen. »Es wird höchste Zeit, dass wir mal wieder ein Spiel gewinnen«, fordert Slomka, der in Hannover mit Sebastian Boenisch (20) und Mesut Özil (18) zwei Spieler aus der dritten Reihe in der ersten Elf einsetzen musste. Gegen die Schwaben hat der Trainer dann aber endlich wieder mehr Alternativen. Der gesperrte Dario Rordiguez kehrt zurück, Gerald Asamoah, Gustavo Varela und Peter Pander könnten bereits zu Kurzeinsätzen kommen.
Schalke amtet auf, die Verletztenliste nicht mehr ganz so lang. Aber einer sitzt dafür noch 270 Minuten auf der Strafbank. Lincoln erwartet zudem das Vereins-Urteil. 25 000 Euro Geldstrafe sind im Gespräch. Die ohne den Brasilianer verspielten Punkte waren dagegen viel, viel mehr wert.

Artikel vom 12.03.2007