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Raritäten stimmen auf die Passionszeit ein

Musikverein singt selten gepielte Werke von Haydn

Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Dramatische Zuspitzungen fehlen zwar, doch »es herrscht ein wunderbar empfindsamer Ton in Joseph Haydns Oratorium ÝDie sieben letzten Worte unseres Erlösers am KreuzeÜ«, schwärmt Martin Fugmann. Der Musikverein stimmt mit dem Werk das geneigte Publikum am Freitag, 16. März, auf die Passionszeit ein.

Haydns erstes deutsches Oratorium war ursprünglich ein Streichquartett, das der Komponist für einen Domherrn aus dem spanischen Cadiz schrieb. Die sieben Adagio-Sätze und ein »Terremoto« (Erdbeben) dienten während der Karfreitagsliturgie als reflektierende Zwischenmusiken zu den Betrachtungen des Bischofs über die sieben letzten Worte Christi. Das Werke wurde schnell bekannt und beliebt, so dass Haydn 1795 beschloss, daraus ein Oratorium zu machen. Bei der textlichen Arbeit stand ihm Baron Gottfried van Swieten zur Seite.
Das Werk erfreute sich schnell großer Beliebtheit. »1820 führte es auch unser Chor auf bei seinem ersten Konzert, das er unter dem Namen Musikverein gab«, weiß Chorsprecherin Frauke Güllemann. Dass es heute zu den Raritäten im Repertoire der Chöre zählt, führt Martin Fugmann, der das Werk im Wechsel mit Chorleiter Wolfgang Helbich einstudiert, unter anderem auf die ungewöhnlich üppige Instrumentierung zurück. Die sehr empfindsame Harmonik stellt zudem hohe, ungewohnte Anforderungen an den Chor. »Viele haben großen Respekt vor dem Werk und lassen deshalb die Finger davon«, weiß Fugmann. »Wir wollten aber bewusst mal was anderes machen als eine Johannes- oder Matthäuspassion«, unterstreicht Gisela Nagel, erste Vorsitzende des Musikvereins.
Dem gut einstündigen Oratorium wird mit der 40-minütigen Mariazeller-Messe ein ebenfalls selten zu hörendes Werk vorangestellt. »Das Werk ist voller Überraschungen und Inspiration«, schwärmt Fugmann. Außergewöhnlich sei, dass das Benediktus nicht von den Solisten, sondern vom Chor gesungen wird. Jeder Satz sei voll von polyphonen kontrapunktischen Formen, das »Dona nobis pacem« gar eine ausgewachsene Fuge, verdeutlicht Martin Fugmann. Das Werk ist Vorbote von Haydns spätem Messestil und erfüllt den Anspruch einer autonomen Kunstmusik einerseits und der ästhetischen Forderung der Zeit nach Verständlichkeit andererseits.
Mit Cornelia Samuelis (Sopran), Ursula Eittinger (Alt), Clemens-C. Löschmann (Tenor) und Andreas Wolf (Bass) stehen profunde Gesangssolisten zur Verfügung. Begleitet wird der Musikverein vom philharmonischen Orchester der Stadt.
Die Aufführung beginnt um 20 Uhr in der Oetkerhalle. Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Karten im Vorverkauf sind bei der Touristinformation im Neuen Rathaus, Telefon 51 69 69, erhältlich.

Artikel vom 08.03.2007