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»Vergangenes loslassen, Neues gewinnen«

Paul-Gerhardt-Schließung: Die Initiative protestiert und die Gemeindeleitung appelliert

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). »Vergangenes loslassen, um frei für die Gegenwart zu werden und Neues, Größeres zu gewinnen« - so appellierte Martin Uffmann, Mitglied des Bevollmächtigtenausschusses, gestern an die gut 80 Teilnehmer der Informationsveranstaltung zur Schließung der Paul-Gerhardt-Kirche.

Am 25. März soll der letzte Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden. Die Initiative für den Erhalt der Gottesdienststätte an der Detmolder Straße protestiert dagegen, obwohl die bis dato selbstständige Gemeinde mit Neustadt Marien bereits 2005 eine Fusion eingegangen ist.
Pfarrer Alfred Menzel betonte, er wisse, dass die Entscheidung Trauer auslöse, aber: »Zwei Kirchen in einer Gemeinde lassen sich nicht länger halten.« Und er stellte die Frage, ob es wirklich eine so »quälende Zumutung« sei, den Gottesdienst in einer »der schönsten Kirchen Westfalens« zu feiern. Die Kirche sei Ort der Begegnung einer Gemeinde. Die Neustädter Mariengemeinde müsse sich neu formen, um ein gemeinsames christliches Leben führen zu können. Menzel machte auch die finanzielle Situation deutlich: Zwar sei Neustadt Marien die Gemeinde in Bielefeld mit der höchsten Mitgliederzahl (4123), bei der finanziellen Ausstattung aber läge sie »in der unteren Hälfte«. 2008 seien Zuwendungen in Höhe von 157 508 Euro zu erwarten. Zum Vergleich: Die Bonhoeffer-Gemeinde bekomme 583 000 Euro. Kirchmeister Rolf Kriete ergänzte, dass der Gemeindehaushalt bereits 2006 ein Defizit von 60 000 Euro aufweise, dass haupt- und nebenamtlich Beschäftigte ihre Stundenzahlen schon hätten kürzen müssen. Von den 157 508 Euro im Jahr 2008 seien nur 75 000 Euro Kirchensteuermittel. Kriete: »Eine schwierige Situation, die es zu meistern gilt.« Pastor Ulrich Wolf-Barnett und Kriete appellierten an die Anwesenden, dazu beizutragen, die »bedrückende Situation zu überwinden, um sich dem Gemeindeleben widmen zu können«.
Ulrike Stiewe von der Bürgerinitiative sprach davon, dass dem Paul-Gerhardt-Bezirk »das Herzstück der gemeindlichen Arbeit, der sonntägliche Gottesdienst« genommen werde: »Unser Gemeindebezirk braucht die vertraute Kirche.« Beides sei wichtig für Gemeinschaft und Glauben. Die Schließung jetzt geschehe ohne Not - das Gebäude sei ja noch nicht verkauft (an die jüdische Kultusgemeinde). Pastor Menzel dagegen meint, dass mit der Schließung der Kirche nur vollzogen werde, was seit der Fusion anstehe: »Ich bitte Sie, diesen Weg mitzugehen.«
Am 25. März um 10 Uhr hält Superintendentin Regine Burg den letzten Gottesdienst in Paul Gerhardt, um 18 Uhr soll in Neustadt Marien ein gemeinsamer Abendgottesdienst beginnen.

Artikel vom 08.03.2007