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Sport-Boss setzt auf
Selbstheilungskräfte

Dr. Thomas Bach zu Gast beim 2. Olympischen Abend

Von Oliver Kreth
Paderborn (WB). Hoher Besuch gestern im Spiegelsaal der Residenz Schloss Neuhaus. Dr. Thomas Bach war zu Gast beim zweiten Olympischen Abend der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) Hochstift Paderborn.

Der Fechtweltmeister von 1976 ist Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Und er war, wie er es ausdrückte, auf »Befehl« von Margit Budde »angetreten«. Die Paderbornerin ist unter anderem im DOSB-Präsidialausschuss für den Bereich Breitensport/Sportentwicklung verantwortlich. Diesem Thema war auch der Abend (»Vom Schwimmenlernen zum Olympiasieger - Breitensport und Spitzensport«) gewidmet.
Doch der oberste Sportboss Deutschlands setzte zunächst andere Schwerpunkte. Das Thema Doping treibt ihn um. Und nach langen Kämpfen scheint endlich ein gemeinsamer Weg zwischen Politik und Sport gefunden worden zu sein. Bach vertraut stark den Selbstheilungskräften des Sports. »Unsere Gerichtsbarkeit ist besser. Denn die hat nicht wie andere Gerichte die Nachweisbarkeitspflicht. Wir müssen uns nicht mit dem ganzen Gequatsche um Zahnpasta oder ähnlichem auseinander setzen.« Aus Sicht des Anwaltes sind zwei Jahre Sportverbot für einen Athleten viel härter als »ein paar Wochenenden sozialer Arbeit«.
Doch auch er will die »normale« Justiz im Kampf ums »Überleben« des Sports einbinden, denn nur so könnten die Hintermänner, für Bach die wahren Verbrecher, dingfest gemacht werden. »Doping ist heute ein hochwissenschaftliches System. Da wird mit Hilfe von Wissenschaftlern und Medizinern an Grenzwerte planmäßig heran gedopt. Diesen Sumpf müssen wir dringend austrocknen. Auch wenn ich weiß, dass totale Sauberkeit nicht möglich ist. Aber es gibt nicht nur im Sport sondern auch in anderen Lebensbereichen Sünder.«
Eine weiterer wichtiger Punkt in seinem Plädoyer für den Sport ist auch die Verankerung im Grundgesetz. Bach, »Chef« von 90 000 Vereinen und deren 27 Millionen Mitgliedern: »Sport ist eine gesellschaftliche Kraft, die nicht immer in Abwägung zu anderen Staatszielen hinten runter fallen darf.« Denn, so Bach weiter, »Sport leistet Integration, das Überwinden von sozialen Schichten, Erziehung, Bildung, und er ist gut für die Gesundheit«.
Und er habe spätestens mit der Handball-WM gezeigt, dass in Deutschland ein »Patriotismus ohne Nationalismus« möglich ist. Bach: »Wir sind in Deutschland in einer einzigartigen Situation. Wie kein anderes Land richten wir Weltmeisterschaften aus. Das tut dem Sport und dem Land gut.«
Dazu müssen man nicht immer Erster werden, auch »wenn das nicht schade«. Aber Sport vermittle eben auch, das »Niederlagen nicht das Ende aller Tage sind, sondern wie ein chinesisches Sprichwort sagt, die Mutter aller Siege«. Eine Erkenntnis, die ihm im Kampf gegen Doping sicher das ein oder andere Mal geholfen hat.

Artikel vom 07.03.2007