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Spieler prügeln sich in Valencia wie Hooligans

Michael Ballack erlöst FC Chelsea

Valencia (dpa). Während das englische Fußball-Duo FC Liverpool und FC Chelsea am Dienstag ins Viertelfinale der Champions League stürmte, flogen in Spanien die Fäuste.

Nach dem sensationellen Aus des italienischen Spitzenreiters Inter Mailand beim FC Valencia kam es zu tumultartigen Jagdszenen. Trauriger Höhepunkt einer wüsten Massenschlägerei: die gebrochene Nase von Inter-Profi Nicolàs Burdisso. »Wild West in Valencia«, titelte die »Gazzetta dello Sport«, Valencia-Coach Quique Sánchez Flores sprach nach der Nullnummer sogar von »Krieg«.
Nach der Prügelei in Spanien, die an die üblen Szenen nach dem WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien erinnerte, leitete die Europäische Fußball-Union (UEFA) gestern eine Untersuchung ein. Vor allem Valencias Reservist David Navarro, der Burdisso mit einem Fausthieb die Nase zertrümmerte, muss mit einer harten Strafe rechnen. »Wenn wir uns jetzt schon selbst wie Hooligans aufführen, dann Addio Glaubwürdigkeit«, sagte Inter-Präsident Massimo Moratti.
Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark sah dem unrühmlichen Treiben, das sich nach Schlusspfiff abspielte, hilflos zu. Navarros K.o.-Schlag war dabei nur der traurige Höhepunkt. Zuvor waren Spieler beider Teams mit Fausthieben und Fußtritten aufeinander losgegangen.
Ein Masseur, der sich den aufgebrachten Inter-Profis entgegengestellt hatte, wurde zu Boden geschlagen. Erst Polizisten konnten die Streithähne im Kabinengang trennen. »Auf den Krieg nach dem Abpfiff hätten wir uns nicht einlassen dürfen«, sagte Sánchez Flores.
Der mutmaßliche Hauptübeltäter Navarro meinte kleinlaut: »Ich nehme jede Strafe an. Ich habe die Nerven verloren, als ich sah, dass mein Kumpel Marchena angegriffen wurde. Ich schäme mich für das, was ich getan habe.«
Keinen Krieg, sondern eine »Nacht des Triumphs« (»Independent«) erlebte Ballack, der als »Michael Winner« gefeiert wurde, weil er beim 2:1 des FC Chelsea gegen den FC Porto den entscheidenden Treffer erzielte. »Das Tor wird ihm gut tun«, meinte Chelseas Trainer José Mourinho nach dem Weiterkommen gegen seinen Ex-Club. Auch die britische Presse lobte den Deutschen. »Endlich hat er mal sein Gehalt von 130 000 Pfund (195 000 Euro) pro Woche gerechtfertigt«, urteilte die »Sun«.
In seiner 200. Partie als Trainer des FC Barcelona musste der Niederländer Frank Rijkaard eine bittere Pille schlucken. Gegen überlegene Liverpooler hatten Ronaldinho und Co. trotz des Siegtreffers von Eidur Gudjohnsen keine Chance aufs Weiterkommen. »Barcelona hatte in der ersten Halbzeit die Heilige Jungfrau auf seiner Seite. Mit dem 1:0 rettete die Mannschaft wenigstens ihre Ehre«, meinte die spanische Zeitung »Sport«.
Beim AS Rom war einmal mehr Weltmeister Francesco Totti der umjubelte Held. Ein Treffer, ein Assist - der beste noch aktive Torjäger Italiens zwang Lyon fast im Alleingang in die Knie. »Was für ein Abend. Und jetzt wollen wir Milan oder Real«, tönte Totti. Lyons Trainer Gérard Houllier zeigte sich als fairer Verlierer: »Rom war die Mannschaft, die verdient und effizient den Sieg davon trug.«

Artikel vom 08.03.2007