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Bäume in Schieflage sind
ständige Gefahr im Wiehen

Orkanschäden sind noch längst nicht überwunden

Börninghausen (wm). Orkan »Kyrill« tobte am 18. Januar nur wenige Stunden - die Aufräum- und Folgearbeiten werden Jahre dauern. Und das, obwohl mittlerweile schweres Gerät eingesetzt wird.

Ohne Bagger und zwei schwere Räumgeräte der Marke Harvester, die in Kürze erwartet werden, sei das Chaos in den Wäldern des Wiehengebirges kaum zu bewältigen, sagte gestern Forstamtmann Jürgen Rolfs beim Besuch einer Windwurffläche im Bereich Börninghausen. Zwischen Hüllhorst, Lübbecke und Pr. Oldendorf lägen rund 35 000 Festmeter Holz am Boden, meist Nadelbäume. Jetzt komme es darauf an, es schnell zu verarbeiten, Fäulnis und Schädlingsbefall, z.B. Borkenkäfer, zu vermeiden.
Schnelligkeit gehe aber nicht vor Sicherheit, betonte Forstamtmann Andreas Roefs. Deshalb würden die derzeit eingesetzten drei Arbeitsgruppen zu je drei Mann auch im Stundenlohn bezahlt, um nicht noch zusätzlichen Leistungsdruck auszuüben, unter dem die Umsicht leiden könnte. Und Rolfs fügte hinzu, dass auf Samstagsarbeit ebenfalls verzichtet werde: »Die Männer brauchen das Wochenende dringend, um sich zu erholen und neue Kraft für die schwere Arbeit zu tanken.«
Im Bereich Börninghausen helfe momentan ein Bagger der Obermehner Firma Blomeyer und Reddehase, mit der das Forstamt beim Waldwegebau schon gute Erfahrungen gemacht habe. Insbesondere kenne sich Baggerführer Axel Riemer mit problematischer Holzbeseitigung aus. Sehnlichst erwartetet aber werden die »Harvester«, die 70 Prozent des Schadens aufarbeiten sollen.
Vorsichtig optimistisch sind beide Forstfachleute im Hinblick auf die Preisentwicklung. Noch gebe es keinen Preisverfall, der Absatz laufe. Und dabei profitiere man von kurzen Wegen zum Kanalhafen in Getmold, wo das auf fünf Meter Länge geschnittene Holz verladen und zu einem Sägewerk nach Brandenburg verschifft werde. Hier wird es u.a. zu Bauholz verarbeitet und für Leimbinder vorbereitet, also Holzvollkonstruktionen, wie sie als Deckenbalken verwendet werden. Weil aber nicht alles auf einmal verkauft werden könne, werde über ein Zwischenlager auf dem Gelände des ehemaligen Tanklager nachgedacht. Hier könne man auch den Bahnanschluss zum Abtransport nutzen. Rohlfs lobte in diesem Zusammenhang die Hilfe der Pr. Oldendorfer Verwaltung. Insbesondere Heinrich Fangmeyer habe zur Problemlösung beigetragen.
Weil noch viele Bäume ineinander verkeilt sind, Äste und Kronen in noch stehenden Bäumen hängen und jederzeit zu Boden brechen können, warnt das Forstamt Minden nachdrücklich alle Waldbesucher vor dem Betreten von Windwurfflächen. Das gilt auch für Bereiche, in denen Holz aufgearbeitet wird. Waldbesitzer sollten nur dann auf Windwurfflächen arbeiten, wenn ein hohes Maß an Sicherheit gegeben sei. Roefs erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass es bereits 160 Verletzte und zwei Tote gegeben habe.

Artikel vom 07.03.2007