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Bethels »Mikrokosmos« feiert

Eckardtsheim im Jubiläumsjahr - auf dem Weg zur »normalen Ortschaft«

Von Markus Poch (Text und Foto)
Eckardtsheim (WB). »Wir haben hier alles - bis auf eine Kneipe«, bilanziert Horst Lange, Ortschaftsreferent in Eckardtsheim. Dass die Gemeinde auch ohne Thekenplätze feiern kann, will sie im Jubiläumsjahr 2007 erst recht beweisen: Wenn der Sennestädter Ortsteil 125 Jahre alt wird, startet ein Aktionsprogramm mit besonderen Akzenten.

Der Stichtag seiner Gründung ist der 22. März, doch die Gedenkfeier beginnt bereits am Sonntag, 18. März, mit einem Gottesdienst in der Eckardtskirche sowie einem Fest auf Gut Wilhelmsdorf (siehe Terminübersicht unten).
In Bethel, dem früheren Mutterhaus der ehemaligen Teilanstalt Eckardtsheim, verfolgt man die Entwicklung der »sich verselbstständigenden« Ortschaft mit Freude: Unter dem Motto »ambulant vor stationär, dezentral vor zentral« schreitet die Reduzierung der Heimplätze aus den Stiftungsbereichen zügig voran. 1700 waren es zu Spitzenzeiten, »aktuell haben wir nur noch 660«, betont Horst Lange. Diese Zahl, bei einer Gesamtbevölkerung von 2200 Personen, verdeutliche, dass der Ort sich für Menschen und Betriebe öffne, die nichts mehr mit Bethel zu tun haben. Das sind laut Lange vor allem junge Familien. Für sie wird weiter Bauland erschlossen, so dass sich Eckardtsheim zügig in Richtung einer »normalen Ortschaft« entwickelt. Aktuell sind 30 Betriebe angesiedelt. Nur besagte Kneipe fehlt - mit Rücksicht auf die in Behandlung befindlichen Suchtkranken.
Dennoch gibt es Pflegebereiche, die ausgebaut werden sollen: So ist Eckardtsheim stark in der bundesweit kaum angebotenen Betreuung von »Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen«. Dies betrifft zum Beispiel die steigende Anzahl von Schlaganfall-Patienten oder verunglückte Motorradfahrer.
Für solche Tendenzen, aber auch für große historische Abläufe war Eckardtsheim schon immer so etwas wie ein »Abbild Bethels in verkleinertem Maßstab«, ein »Mikrokosmos der von Bodelschwinghschen Anstalten«. So haben es die Historiker Prof. Dr. Matthias Benad und Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl beschrieben. »Das ist doch eine erstaunliche Entwicklung, vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser Platz vor 125 Jahren als ein Gebiet galt, Ýin dem nicht einmal die Vögel singen und Totenstille herrschtÜ«, zitiert Horst Lange einen alten Zeitungsbericht.
l Die Feierlichkeiten starten am Sonntag, 18. März: 10 Uhr Eröffnungsgottesdienst in der Eckardtskirche, 11.30 Uhr Start des Gemeindefestes auf Gut Wilhelmsdorf (mit Ausstellung 125 Jahre Eckardtsheim, Festvortrag von Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl, Kinderspielen, Kaffetrinken und Kunst im Boysenhaus), 17 Uhr Bläsermusik in der Eckardtskirche. Am 23. März folgt eine Theateraufführung der Gruppe »Götterspeise«, Haus Thekoa.

Artikel vom 07.03.2007