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Keine Chance dem Doping

Koalition von Politik und Sport steht

Berlin/Paderborn (WB/o.k./dpa). Die Bundesregierung will massiv gegen Doping-Sünder vorgehen. Das Kabinett verabschiedete einen entsprechenden Gesetzentwurf.

»Der Beschluss ist ein wichtiger Schritt, um die Strafverfolgung von Dopingtätern zu verbessern«, sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). »Wir gehen mit diesem Gesetzesentwurf gemeinsam mit dem Sport gegen Doping vor«, betonte er.
Wer dopt, täuscht nach Meinung der Regierung die Mitstreitenden im Wettkampf, Öffentlichkeit und Veranstalter. Außerdem gefährde Doping die eigene Gesundheit. Gerade Spitzensportler hätten hier eine Vorbildfunktion. Vor allem Kinder würden sich an ihnen orientieren, aber auch der Breitensport. Daher wirke die Bekämpfung des Dopings im Spitzensport auf das Verhalten der gesamten Bevölkerung.
Das geplante Gesetz umfasst im wesentlichen die Strafverschärfung für banden- oder gewerbsmäßige Dopingstraftaten. Dies schließt die Bestrafung für den Besitz bestimmter, besonders gefährlicher Substanzen in nicht geringer Menge ein. Eine nicht geringe Menge liegt vor, wenn es mehr ist, als ein Athlet in drei Monaten konsumiert.
Schäuble hob weiter hervor, dass die im Gesetz verankerte Informationspflicht über mögliche Dopingwirkungen in den Beipackzetteln der Arzneimittel vorbeugend den Kampf gegen Doping unterstütze.
Kritik kam aus Bayern. Die eingeschränkte Besitzstrafbarkeit geht Justizministerin Beate Merk (CSU) nicht weit genug. Sie fordert eine umfassende Bestrafung. Durch den Gesetzesentwurf seien der Staatsanwaltschaft und der Polizei die Hände gebunden. Ferner gehöre laut Merk zum konsequenten Vorgehen gegen Doping der Tatbestand des Sportbetrugs.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Sabine Bätzing, begrüßte den Beschluss. »Die Bekämpfung des Dopings stellt nicht nur im Spitzensport eine große Herausforderung dar.« Deshalb müsse auch im Breitensport der Konsum von unerlaubten Substanzen eingedämmt werden. Dort sei »Doping gang und gäbe«, beklagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg: »Über die Verwerflichkeit des Dopings gibt es keinen Zweifel.«
Auf diesen Koalitionsbeschluss hatte auch ein Besucher des Spiegelsaals der Residenz Schloss Neuhaus am Dienstag gehofft. Dr. Thomas Bach war zu Gast beim zweiten Olympischen Abend der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) Hochstift Paderborn.
Bach vertraut neben den »normalen« Gerichten stark den Selbstheilungskräften des Sports. »Unsere Gerichtsbarkeit ist in manchen Belangen besser. Denn die hat nicht wie andere Gerichte die Nachweisbarkeitspflicht. Wir müssen uns nicht mit dem ganzen Gequatsche um Zahnpasta oder ähnlichem auseinander setzen.« Aus Sicht des Anwaltes sind zwei Jahre Sportverbot für einen Athleten viel härter als »ein paar Wochenenden sozialer Arbeit«.
Aber der Anwalt weiß auch, dass die Hintermänner, für Bach die wahren Verbrecher, nur mit Hilfe der Justiz dingfest gemacht werden können. »Doping ist ein hochwissenschaftliches System. Da wird mit Hilfe von Wissenschaftlern und Medizinern an Grenzwerte heran gedopt. Diesen Sumpf müssen wir austrocknen. Auch wenn ich weiß, dass totale Sauberkeit unmöglich ist. Aber es gibt nicht nur im Sport Sünder.«
Eine weiterer wichtiger Punkt in seinem Plädoyer für den Sport ist auch die Verankerung im Grundgesetz. Bach, »Chef« von 90 000 Vereinen und deren 27 Millionen Mitgliedern: »Sport ist eine gesellschaftliche Kraft, die nicht immer in Abwägung zu anderen Staatszielen hinten runter fallen darf.«
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Artikel vom 08.03.2007