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Börsen weltweit in Aufruhr

Bis zu zehn Prozent Wertverlust in einer Woche - Investoren verunsichert

Von Peter Bauer
New York (dpa). Die Börsen in aller Welt befinden sich seit Dienstag vergangener Woche nach einem langjährigen Hoch unter massivem Druck. Es gab eine riesige Verkaufslawine völlig verunsicherter Anleger.

Sie hatten sich angesichts einer seit Ende 2002 andauernden Hausse und einer Verdoppelung der Aktienkurse an den meisten Märkten in Sicherheit gewiegt und hatten immer riskantere Anlagen gesucht. Weltweit steigende Zinsen und eine mögliche Verlangsamung des Weltwirtschaftswachstums, angeführt von Rückschlägen in den USA, waren die wichtigsten Faktoren für den Kurssturz.
Die Börsen haben weltweit innerhalb einer Woche sechs bis zehn Prozent an Wert verloren. Allein gestern gab es an vielen asiatischen Märkten Verluste von mehr als drei Prozent. Die US- Wirtschaftsagentur »Bloomberg« bezifferte die bisherigen globalen Gesamtverluste auf 2,3 Billionen Dollar (1,8 Billionen Euro).
Die europäischen Aktienbörsen haben innerhalb einer Woche im Schnitt etwa fünf bis sechs Prozent eingebüßt und die Wall Street ist um fünf Prozent gefallen. In Asien und Lateinamerika gab es noch viel höhere Einbußen. Am stärksten waren die Aktienmärkte in den Schwellenländern betroffen. Sie hatten dank riesiger Aktienkäufe ausländischer Anleger in den vergangenen Jahren einen dramatischen Höhenflug erlebt, und jetzt wird das Geld teilweise wieder abgezogen. Viele nervöse Anleger suchten zwischenzeitlich erst einmal Risikoschutz in den als sicherer geltenden Staatsanleihen. Dies trieb die Anleihekurse nach oben und die Renditen entsprechend nach unten.
Wie es an den globalen Aktienbörsen weiter gehen wird, vermag niemand mit Sicherheit zu sagen. Die Börsenfachleute in aller Welt mahnen zur Ruhe und warnen vor Panik. Sie verweisen auf die weiterhin solide Konjunktur mit einem vom Internationalen Währungsfonds prognostiziertem weltweiten Wirtschaftswachstum von fünf Prozent in 2007.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis der amerikanischen und vor allem der europäischen Großkonzerne sei relativ niedrig und das Zinsniveau noch erträglich. Die angesehene US-Börsenwochenzeitung »Barron's« sieht die jüngsten Ereignisse »eher als ein vorbeiziehendes Gewitter als einen auf Hochtouren laufenden Hurrikan«.
Analysten, die einen Abwärtstrend erwarten, gehen nach der langen Hausse von einer Kurskorrektur von mindestens zehn Prozent an den internationalen Hauptbörsen aus. Neben den Konjunktursorgen - der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan schließt nicht einmal mehr eine US-Rezession in diesem Jahr aus - verweisen sie auf die weltweit steigenden Zinsen und die schwächer werdenden US-Unternehmensgewinne. Ihnen könnten exportorientierte Unternehmen in Europa und Fernost wegen des schwachen Dollars folgen. Die Baisse-Vertreter sehen auch unvorhersehbare geopolitische oder Finanzmarktprobleme als potenzielle Gefahrenherde.
Der lange Aktien-Aufschwung der vergangenen Jahre war durch extrem niedrige Zinsen und die explosionsartig gestiegenen Unternehmensgewinne angeheizt worden. Die Notenbanken in aller Welt hatten nach der geplatzten Internet-Spekulationsblase und den Terrorattacken vom 11. September 2001 den Geldhahn weit aufgedreht und die Zinsen dramatisch gesenkt. Es folgte ein jahrelanger Wirtschaftsboom in fast allen Teilen der Welt. Seite 4: Kommentar

Artikel vom 06.03.2007