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Die Borussen schlagen Alarm

Spekulation um von Heesen - Dortmund diskutiert nicht über Röber

Dortmund (WB/dpa). Die Lage in Dortmund ist bedrohlich. Borussia steht nach wirtschaftlicher Sanierung ein weiterer Überlebenskampf bevor und Nationalverteidiger Christoph Metzelder vor dem Abschied. An Trainer Jürgen Röber will der BVB trotz der Talfahrt festhalten und ihn noch nicht durch Thomas von Heesen ersetzen.
»Unsere Lage war schon vorher gefährlich, nun hat sie sich dramatisiert«, klagte Mittelfeldspieler Sebastian Kehl. Die 2:3-Heimschlappe gegen Energie Cottbus versetzte alle Beteiligten in Alarmzustand. Mit sorgenvoller Miene schwor Sportdirektor Michael Zorc das Team auf die schweren Wochen ein: »Wir stecken mitten im Abstiegskampf. Die Partie in Bochum am Samstag ist für uns das erste Endspiel.«
Nicht nur der Niedergang einer mit viel Ambitionen in die Saison gestarteten Mannschaft gibt zu denken. Der wachsende Unmut vieler Fans über die Einkaufspolitik von Sportdirektor Zorc und die Arbeit des erst in der Winterpause verpflichteten Jürgen Röber runden das Bild einer sich zuspitzenden Krise ab. Die Idee, mit einem Trainer auf Zeit einen sportlichen Neuanfang zu starten, erwies sich als Trugschluss. Schließlich sind die Abstiegsränge nur noch zwei Punkte entfernt.
Und doch will die Clubführung an diesem Konzept festhalten. Ungeachtet der Spekulationen über eine vorzeitige Amtsübernahme durch den bei Arminia Bielefeld ausgeschiedenen Thomas von Heesen nimmt Zorc die Profis in die Pflicht: »Es wäre das Falscheste, mit einer Trainerdiskussion zu beginnen. Wer sich jetzt nicht reinhängt - egal ob der Trainer x oder y heißt - hat seinen Beruf verfehlt.« Dass von Heesen spätestens zur neuen Saison bei den Borussen beginnt, gilt aber als ausgemachte Sache.
Die Bilanz von Röber ist auch ernüchternd. In den sieben Spielen unter seiner Regie verlor der BVB so oft wie unter Vorgänger Bert van Marwijk in der gesamten Hinrunde. Die Gegentreffer von Vlad Munteanu und Jiayi Shao öffneten selbst den größten Optimisten, die bis zuletzt an eine Chance auf einen UEFA-Cup-Platz glaubten, endgültig die Augen. Kehl redete im Anschluss an seinen ersten Einsatz in der Startelf nach sieben Monaten Klartext. »Wenn wir den Blick für die Realitäten verlieren, rutschen wir noch weiter unten rein«, sagte er in Anspielung auf das schwere Programm mit sechs Auswärtsspielen.
Die geplatzten Verhandlungen mit Verteidiger Metzelder, der den Club zum Saisonende wohl in Richtung Ausland verlassen wird, trugen ebenfalls nicht zu einer besseren Stimmung bei. Der BVB wollte sich nicht länger hinhalten lassen und zog sein Angebot an den Nationalspieler zurück.
Abgesehen von Doppeltorschütze Alexander Frei präsentierte sich die Borussia vor allem in der zweiten Halbzeit wie ein Absteiger. Nur die Aussicht auf die Rückkehr der gesperrten Dede, Nelson Valdez und Philipp Degen sowie des verletzten Steven Pienaar macht Mut. Vollmundig kündigte Verteidiger Christian Wörns schon für das »Zitter-Derby« gegen den Vorletzten aus Bochum einen Schritt aus der Krise an: »Dann geht die Post ab.« Diesen Glauben haben viele Fans jedoch längst verloren. In Scharen flüchteten sie bereits Minuten vor Spielende aus dem Stadion.

Artikel vom 06.03.2007