Auch Jaksche macht Schluss - Thanou wird ausgebuht
Von Oliver Kreth Birmingham/Kitzbühel (WB). Man wird sie nicht wirklich los, diese Chemiker, die sich durch Sportbekleidung zu tarnen versuchen. Während die in die Affäre Eufemiano Fuentes verwickelten Jan Ullrich und Jörg Jaksche zurückgetreten sind beziehungsweise gehen werden, trat bei der Leichtathletik-EM Ekaterini Thanou wieder an.
Die Skandalsprinterin zeigte sich erhobenen Hauptes und mit weiter erschreckenden Muskelbergen auf der kontinentalen Bühne der schnellen Beine. Von schlechtem Gewissen keine Spur. Im Gegenteil. »Ich habe niemanden etwas zu beweisen. Ich habe schon eine tolle Medaillensammlung. Für mich ist wichtig, dass ich hier an diesen Rennen teilnehmen kann«, sagte die Griechin, die im Endlauf über 60 Meter Sechste wurde. Als sie am Samstag erstmals in der National Indoor Arena von Birmingham angekündigt wurde, beeilte sich der Hallensprecher so sehr, dass nur wenig Luft für ein paar Buhrufe blieb. Beim Finale hatten sie dann mehr Zeit, und die nutzten sie auch. Denn Thanou steht immer noch für den größten Skandal der Sommerspiele von Athen - vielleicht den größten überhaupt. Und er steht auch für die Hilflosigkeit der Sportjustiz. Die Europameisterin flüchtete damals mit Kostas Kenteris vor einer Kontrolle, ein Motorrad-Unfall wurde inszeniert. Es folgte der Ausschluss von den Spielen. Mit dem Geständnis vor dem Internationalen Sportgerichtshof, dass sie drei Doping-Tests versäumt hatten, entgingen sie weiteren Untersuchungen. Thanous Sperre lief am 22. Dezember 2006 ab. Jetzt läuft Ekaterini wieder. Genauso wie eine weitere Episode der »Jan Ullrich: die verfolgte Unschuld«-Show. Neues aus Absurdistan gab es jetzt im Internet. Erst die Pressekonferenz, bei der keine Fragen gestellt werden durften, dann der Auftritt bei Streichel-Inquisitor Reinhold Beckmann in der ARD, im Anschluss der Versuch, über Anwälte, eine Zweitausstrahlung - oder Verwertung zu verhindern. Jetzt inszenierten Ullrichs Berater eine eigene Talkshow auf dessen Homepage. In einem »Live-Talk« über 17:36 Minuten wurde Ullrich von seinem Pressesprecher vernommen. Aus dem Off fragt Michael Lang im »Auftrag der Fans«, ohne dass »verfälschende Medien« (Ullrich) die Anhänger verwirren könnten: »Ich will hier mal eins zu eins mit den Fans reden«. Da ein »schwieriges« Strafverfahren der Staatsanwaltschaft Bonn laufe, dürfe Ullrich direkt zu den Doping-Anschuldigung auf Anraten seiner Anwälte aber nichts sagen. In seinem neuen Leben berät »Ulle« das österreichische Team Volksbank. Bei dem war der ebenfalls in die Affäre um den spanischen Doping-Doktor involvierte Jaksche im Gespräch. Doch »so wie es ausschaut, läuft da auch nichts. Ich habe es auch bei anderen Teams versucht, aber ich habe kaum Hoffnung«, sagte Jaksche, zuletzt in Diensten von Manolo Saiz. Der gilt als einer der Hauptschuldigen in der Fuentes-Affäre und war von der Guardia Civil im Mai letzten Jahres ertappt worden, als er sich mit Fuentes traf und 60 000 Euro in bar dabei hatte. Gegen 51 Radprofis haben die spanischen Ermittlungsbehörden Indizien vorliegen. 43 davon fahren bereits wieder. Und Ekaterini Thanou - sie läuft auch wieder.
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