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Propaganda mit Prominenz

ZDF-Reihe »Hitlers nützliche Idole«

Heinz Rühmann und Max Schmeling gehörten zu den beliebtesten Prominenten der Nachkriegszeit. Dass beide schon in der Nazi-Zeit Massenidole waren und die Machthaber sie in ihre Propaganda einbezogen haben, zeigt die dreiteilige Reihe »Hitlers nützliche Idole«.
Heinz Rühmann wurde von der Nazi-Propaganda benutzt.

Der Schauspieler und der Boxweltmeister führten regelmäßig die Popularitätsranglisten ihrer Metiers an. Noch im November 2006 wurde der 1994 gestorbene Rühmann im ZDF-Wettbewerb »Unsere Besten« zum beliebtesten deutschen Schauspieler gewählt. Neben Rühmann und Schmeling beschäftigt sich die Reihe mit der Filmregisseurin Leni Riefenstahl.
Den Anfang macht heute »Heinz Rühmann - Der Schauspieler«. Der 1902 geborene Rühmann war schon vor Hitlers Machtübernahme 1933 ein populärer Theaterschauspieler und hatte sich 1930 mit der Komödie »Die Drei von der Tankstelle« auch als Filmstar etabliert. Im »Dritten Reich« gehörte er zu denen, die sich gegen eine Emigration entschieden und zwangsläufig von der Nazi-Propaganda benutzt wurden.
Rühmann gehörte von 1938 bis 1943 unter Gustaf Gründgens zum Ensemble des Preußischen Staatstheaters Berlin und wurde 1940 zum Staatsschauspieler ernannt. Er war der Star zahlreicher Unterhaltungsfilme wie »Der Mann, der Sherlock Holmes war« (1937), »Der Mustergatte« (1937), »13 Stühle« (1938), »Kleider machen Leute« (1940), »Quax, der Bruchpilot« (1941) und »Die Feuerzangenbowle« (1944). Der ZDF-Film will Antworten auf die Frage geben, welche Chance die Moral in der Auseinandersetzung mit der Macht hat.
Der zweite Film, »Max Schmeling - Der Boxer«, porträtiert am 13. März Hitlers »Vorzeigeathleten«. Sein unvergessener Sieg über den »Braunen Bomber« Joe Louis 1936 gilt als einer der größten Kämpfe des Jahrhunderts. Die NS-Propaganda wollte das sportliche Ereignis für das Regime vereinnahmen und stilisierte den Wettbewerb zu einer Art »Rassenkampf Weiß gegen Schwarz«. Wie vergänglich sportlicher Ruhm ist, erfuhr Schmeling 1938, als er im Rückkampf von Joe Louis schon in der ersten Runde k.o. geschlagen wurde. Das Regime wandte sich von ihm ab, er wurde trotz seines Ruhms schon 1940 eingezogen und entging als Fallschirmjäger beim Angriff auf Kreta knapp dem Tod.
Mit ihren Dokumentarfilmen über die Olympischen Spiele 1936 und den Nürnberger Reichsparteitag 1934 prägte »Leni Riefenstahl - Die Regisseurin« (20. März) das Bild des »Dritten Reiches« wie keine andere. Sie gehörte zur Prominenz des Hitler-Reiches, betonte nach dem Krieg aber, dass Politik sie nie interessiert habe.

Artikel vom 06.03.2007