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SPD drängt auf Schulreform

Dreigliedriges System abschaffen

Düsseldorf (dpa). Die Opposition in Nordrhein-Westfalen verstärkt den Druck auf Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen.Hannelore Kraft fordert die Gemeinschaftsschule.

Das Nebeneinander von Hauptschule, Realschule und Gymnasium habe sich überholt, sagte SPD-Chefin Hannelore Kraft gestern in Düsseldorf. »Die Zukunft ist die Gemeinschaftsschule.« Dazu habe sich die NRW-SPD am Wochenende in einem Vorstandsbeschluss klar bekannt. »Die SPD ist gewillt, in eine neue Struktur hinein zu gehen«, unterstrich Kraft. Am Samstag hatten bereits die Grünen Rüttgers aufgefordert, das dreigliedrige Schulsystem durch Gemeinschaftsschulen zu ersetzen.
Die neue SPD-Chefin verlangte von Rüttgers »Mut, umzusteuern«. Dabei hat die NRW-SPD selbst lange gebraucht, sich zu trauen. In der rot-grünen Regierung von Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) spielten die Sozialdemokraten vorsichtig mit der Idee vom längeren gemeinsamen Lernen, wie es in den skandinavischen Pisa-Gewinnerländern üblich ist. Vor der Landtagswahl 2005 wollten sie sich aber nicht auf einen Kurswechsel in der Schulpolitik festlegen.
Noch vor wenigen Monaten fürchtete die Spitze der Landes-SPD, mit dem Begriff »Gemeinschaftsschule« identifiziert zu werden, den sie inzwischen zu sagen wagt. Im Vordergrund stand dabei die Angst, vom politischen Gegner der »Gleichmacherei« in »Einheitsschulen« bezichtigt zu werden.
Kraft hatte bei der Übernahme ihres neuen Führungsamtes »klare Kante« versprochen. Damit will sie nun offenbar Ernst machen und ihre Partei mit einem Schulkonzept ohne Hintertürchen in den Landtagswahlkampf 2010 schicken. Kraft lässt keinen Zweifel an ihrem Kurs. »Ungerecht», »unfair« und »extrem selektiv« sei das gegliederte Schulsystem und angesichts sinkender Schülerzahlen »ohnehin nicht aufrecht zu erhalten«, diagnostiziert sie heute.

Artikel vom 06.03.2007