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China

Gibt es ein gelbes Gewissen?


Der Osten gibt sich grün - und das ganz ohne rot zu werden. Nicht ein Wort vom Klimawandel oder der Klimakatastrophe kam gestern Chinas starken Mann über die Lippen, und dennoch warnte Ministerpräsident Wen Jiabao den 3000köpfigen Volkskongress vor übermäßigem Energieverbrauch. Bemerkenswert.
Folgt der unseligen Kulturrevolution und dem gigantischen Boom des Staatskapitalismus die Öko-Wende? Wohl kaum. Chinas Energieverzehr steht erst am Anfang, niemand denkt ans Bremsen, und das gelbe Umweltgewissen schlug gestern vermutlich zum allerersten Mal. Dennoch ist das selbstkritische Wort aus dem allmächtigen Politbüro ein Hoffnungsschimmer. Selbst die klimapolitischen Alleingänger mit den größten Scheuklappen ahnen, dass alle deutschen Anstrengungen zur CO2-Reduzierung Placebos bleiben, solange der gelbe Riese dagegen anstinkt.
Dazu passt, dass sich gestern nicht einmal die Europäer auf verbindliche Quoten für den Einsatz erneuerbarer Energien bis 2020 einigen konnten. China ist im Übrigen nicht an das Kyoto-Protokoll gebunden, weil es als Entwicklungsland gilt. Angela Merkel kann Wen Jiabao nur beim Wort nehmen, schon allein um EU-Klimapolitik wirklich global zu betreiben. Reinhard Brockmann

Artikel vom 06.03.2007