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Einzelhandel

Sprung ins Haifischbecken


Herzlichen Glückwunsch! Der Bielefelder Stefan Genth rückt an die Spitze des deutschen Einzelhandels. Als künftiger Hauptgeschäftsführer des nach Industrie und Handwerk drittgrößten deutschen Wirtschaftszweiges wird und muss er in Berlin ein gewichtiges Wort mitreden.
Seine Erfahrungen aus Ostwestfalen, wo Mittelstand und redliches Kaufmannstum noch Tradition haben, wird er im Haifischbecken Bundeshauptstadt gut gebrauchen können. Trotz anziehender Konjunktur und erwachender neuer Konsumfreude stehen dem Einzelhandel unvermindert schwierige Zeiten bevor. Das Fortschreiten der Integration Osteuropas und der anhaltende Trend zu Mega-Einkaufszentren verheißen nichts Gutes. Das kaum aufzuhaltende Factory-Outlet-Center bei Diemelstadt südlich der Landesgrenze dürfte ein Menetekel dessen sein, was noch alles bevorsteht.
Auch die Zeiten der relativ gemütlichen großen Koalition in Berlin könnten schneller vorbei sein, als viele denken. Dann muss Genth bereits alle Steuerseile seines Verbandes absolut fest im Griff haben. Wenn erst die altbekannten politischen Stürme wieder hereinbrechen, ist es für vorausschauende Lobbyarbeit zu spät.
Bei allen guten Wünschen, die Genth auf dem Weg nach Berlin begleite, schwingt ein wenig Sorge mit. In Ostwestfalen muss ein gleichermaßen profunder Nachfolger erst noch gefunden werden.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 07.03.2007