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Richter droht Angeklagten mit Sicherungsverwahrung

»Bully-Bande« vor Gericht: Alle Angeklagten geständig

Von Klaus-Peter Schillig
Bielefeld (WB). Ein unvorsichtiger Anruf hatte die Polizei auf ihre Fährte gebracht. Seit gestern muss sich die so genannte »Bully-Bande« vor dem Landgericht Bielefeld verantworten. Alle fünf Angeklagten legten ein volles Geständnis ab, das Urteil soll am 14. März gesprochen werden.

Insgesamt 27 schwere Diebstähle werden vor allem Haupttäter Markus S. (37) aus Halle und Bielefeld zur Last gelegt. Gemeinsam mit Lars Z. aus Enger (25) und Dennis H. aus Hüllhorst (22) soll er vor allem VW-Bullys der Typen T3 und T4 gestohlen haben, die größtenteils in einer angemieteten Halle in Werther-Isingdorf, selten auch in einer Scheune in Enger-Herringhausen in ihre Einzelteile zerlegt wurden. Als Abnehmer und Komplize saß Detlefv S. (37) aus Gütersloh mit vor Gericht, er soll die Einzelteile im Rahmen seines ordnungsgemäß angemeldeten KFZ-Teilehandels unter die Leute gebracht haben. Nur eine Randfigur war Manfred M. (50) aus Enger, der in zwei Fällen als Hehler, vor allem aber als Entsorger der zu verschrottenden Teile in Erscheinung getreten sein soll.
Die Planung der gezielt ausgeführten Diebstähle oblag nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Markus S. Auf den Gebrauchtwagen-Plattformen im Internet suchte er nach geeigneten Fahrzeugen. Meist waren es Bullys, selten hochwertige Audi TT's, mal auch ein Golf Cabrio. Opfer waren meist Autohändler, deren Gelände nach Anzeigen im Internet gezielt angesteuert wurde. Auf die Spur der »Bully-Bande« kam die Polizei über einen gestohlenen Audi TT aus Werther, der bei »mobile.de« im Internet annonciert war. Einer der Anrufer habe sich, so schilderte gestern der leitende Kriminalbeamte den Hergang, nach dem Standort des Sportwagens erkundigt, sei dann aber nicht aufgetaucht. Die Polizei konnte den Anruf zurückverfolgen, landete bei Manfred M. in Enger. Fortan wurden die Autodiebe observiert und schließlich festgenommen.
Für Markus S. und Detlev S. wird der Staatsanwalt wohl eine längere Haftstrafe fordern, denn beide sind mehrfach einschlägig vorbestraft und sollen ihre jüngste Straftatenserie aus dem offenen Vollzug heraus verübt haben. Beiden drohte der Vorsitzende Richter Wolfgang Drees mit einer Sicherungsverwahrung, sollten sie noch einmal zu Dieben und Hehlern werden. Vor allem bei Markus S. haben die bisherigen Strafen wenig Wirkung gezeigt.
Während des Verfahrens wurde deutlich, dass der 37-jährige auch seinen damals 13-jährigen Sohn quasi »angelernt« haben muss: beim Schmiere stehen und beim Ausschlachten der gestohlenen Fahrzeuge.

Artikel vom 06.03.2007