06.03.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Wenn Deutschland zum
hysterischen Museum wird

Uraufführung im TAM blickt aus der Zukunft auf Heute

Bielefeld (bp). Bruchstücke aus der Lebenswirklichkeit, kleine Momente, die sich zu einem Ganzen zusammen fügen - so sieht der Beitrag des Theater Bielefeld zur Debatte um den Demografischen Wandel aus.

Es gab der Dramatikerin Felicia Zeller den Auftrag für ein Stück zum Thema. »deutsches hysterisches museum« erlebt am Freitag 9. März, 20 Uhr, im TAM seine Uraufführung.
Aus der Perspektive des Jahres 2027 seziert Felicia Zeller das Museum Deutschland von heute mit den Gewinnertypen einer Schlacht, die heute schon verloren scheint. Für Regisseurin Daniela Kranz, die in Bielefeld geboren und aufgewachsen ist und bereits Anja Hillings »Sterne« in Szene gesetzt hat, ist »deutsches hysterisches museum« eine Art Bestandsaufnahme.
Im »Museum« stehen Relikte eines Lebens, das, was »erinnerungswert« erscheint. Gearbeitet werde mit Überspitzungen, das Stück sei komisch - und es bietet keine ernstzunehmenden Antworten.
Was passiert also, wenn aus Zukunft Gegenwart wird? Menschen beginnen, ihre Wohnungen als Museen zum Gedenken an sich selbst einzurichten. Zwei Greise debattieren über Altern, nehmen Erinnerungspillen und machen dabei noch glänzende Geschäfte. Schließlich ist Altsein in. . .
Eine Familie wirkt so, als sei sie einer TV-Serie entsprungen, schwangere Frauen haben Angst, nicht mit den supertechnisierten Kinderwagen zurecht zu kommen, der Staatskünstler weiß nicht, was er machen soll, weil es alles schon gibt und der Architekt tut einfach nichts mehr, während die Mauerstützer den lieben langen Tag nur an der Mauer stehen, um sie zu stützen.
Real und irreale Figuren treten auf, es gibt Aufbruch und Scheitern, es gibt Hilflosigkeit und einen ungewöhnlichen Blick auf den Alltag. Eben aus der - nahen - Zukunft.
Bühne und Kostüme stammen von Bettina Kraus, Dramaturgin ist Claudia Lowin und es spielen Ines Buchmann, Stefan Gohlke, Julian M. Grünthal, Christina Huckle, Stefan Imholz, Claudia Mau, Carmen Priego und Andreas Wegwerth. Nach der Uraufführung finden weitere Vorstellungen statt am 10., 11., 14., 15., 16., 20., 21., 22. 23. März.

Artikel vom 06.03.2007