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Greenpeace-Chefin
Brigitte Behrens

»Unter Klima-Gesichtspunkten sind Wochenend-Trips per Flieger tabu.«

Leitartikel
Klima-Debatte

Hysterisch,
überzogen,
unqualifiziert


Von Wolfgang Schäffer
Jetzt reicht's endgültig. Die hysterische Diskussion ums Klima knüpft nahtlos an ähnliche Debatten in der Vergangenheit an. Auf den Urlaub sollen wir alle also nun verzichten, zumindest auf den, desseb Ziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Natürlich, Deutschland ist schön, hat wunderbare Regionen, um sich zu erholen, zu wandern, zu radeln oder sich zu bilden. Doch mit welchem Recht wollen Politiker uns vorschreiben, wo wir uns erholen? Glücklicherweise haben wir die Reisefreiheit, die vielen Deutschen in der damaligen DDR über viele Jahrzehnte verwehrt war. Es kann und darf keinen Grund geben, »von oben« Einschränkungen in dieser Hinsicht zu verordnen.
Doch unqualifiziertes Lospoltern ist ja nicht neu in der politischen Landschaft, wenn es darum geht, Probleme zu bewältigen. Noch gut in Erinnerung sind die Äußerungen von Finanzminister Peer Steinbrück und Walter Riester, die zum generellen Verzicht auf Urlaub oder Auto aufforderten. Stattdessen sollte das dort eingesparte Geld angesichts leerer Rentenkassen des Bundes lieber für die eigene Rente angelegt werden. So könne jeder seine eigene finanzielle Zukunft im Alter sichern.
Natürlich trägt jeder Mensch für seine eigene Zukunft eine große Verantwortung. Das gilt für die finanziellen Voraussetzungen ebenso wie für die Gesundheit. Und die Pflicht jedes Einzelnen ist es selbstverständlich auch, seinen Beitrag für den Erhalt der Umwelt zu leisten, und sei er noch so bescheiden. Ob das nun der sorgsame Umgang mit Energie im Haushalt, mit dem Kraftstoff-Verbrauch im Auto oder bei anderen Dingen des täglichen Lebens ist.
Absolut sinnlos und überzogen sind indessen die hysterischen Äußerungen und fast panikartigen Reaktionen, zu denen es derzeit im Rahmen der Klima-Debatte kommt. Es kann kein Zweifel bestehen, dass die Belastungen des Klima-Killers CO2 schnellstens reduziert werden müssen - aber weltweit. Wenn Europa dabei eine Vorreiter-Rolle übernimmt, kann das nur gut sein. Die jetzt ausgebrochene Hysterie aber ist der falsche Weg. Das Gerede um Reiseeinschränkungen, Billigflug-Verbote oder das Einschlagen auf die komplette deutsche Auto-Industrie bringt niemanden wirklich weiter, ist nichts weiter als blindwütiger Aktionismus.
Während in Europa und hier speziell in Deutschland über den CO2-Ausstoß von Autos oder ein Verbot von Glühbirnen diskutiert wird, kommt aus Amerika die Nachricht, der Ausstoß von Treibhausgasen werde nach Schätzungen der Regierung in den kommenden Jahren fast genauso ansteigen wie bisher. Die Emissionen von Kohlendioxid und anderen Gasen werde von 2002 bis 2012 um elf Prozent zunehmen, während der Anstieg im Jahrzehnt davor bei 11,6 Prozent lag. Und Amerika ist bereits jetzt das Land mit dem höchsten Ausstoß an Kohlendioxid überhaupt. Den winzigen Rückgang - wohlgemerkt des Anstiegs - feiern die Amerikaner aber bereits als Erfolg . . . 

Artikel vom 05.03.2007