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Tiere haben
Orkan überlebt

Waldschäden größer als erwartet

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Im Gegensatz zum Wald haben die Tiere den Orkan »Kyrill« am 18. und 19. Januar weitgehend unbeschadet überstanden. Forstleute fanden beim Aufräumen nur wenige Kadaver.

»Es ist nichts passiert«, sagte der Landesvorsitzende des Bundes Deutscher Forstleute, Bernhard Dierdorf aus Minden, dieser Zeitung. Dagegen wurden die Wälder noch stärker rasiert als bisher angenommen. »In den besonders betroffenen Regionen in Südwestfalen liegen 15 bis 16 Millionen Festmeter Holz am Boden«, sagte NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) am Samstag im sauerländischen Schmallenberg. Bisher sei man für die Region von 10 bis 11 Millionen Festmetern ausgegangen. Die Schäden an den Wald- und Wirtschaftswegen schätzt Uhlenberg auf mehrere 100 Millionen Euro.
Im Gegensatz zu den Bäumen konnten die Tiere weglaufen. »Sie nehmen starke Luftdruckschwankungen wahr, Windgeräusche hören sie über große Entfernungen«, erklärte der Leiter der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung in Bonn, Michael Petrak. Sich nähernde Orkane registrierten Hirsche bis zu drei Stunden vor dem Auftreffen. »Ältere Tiere übernehmen dann die Führung, weil sie wissen, wo sie hingehen können«, sagte Petrak dieser Zeitung. Bei einem Sturm in Niedersachsen 1972 habe sich Rotwild gezielt unter eine Autobahnbrücke zurückgezogen. »Dabei legen die Tiere mehrere Kilometer zurück, Hirsche haben einen Aktionsradius von 10 bis 12 Quadratkilometern«, berichtete der Experte.
Während Rotwild dem Sturm am großräumigsten in Täler und Freiflächen ausweiche, seien Wildschweine am meisten gefährdet, weil Sauen Dickicht bevorzugen. Kleinere Tiere schlüpfen unter Wurzelteller, Hasen schmiegen sich in die Sasse und Füchse verziehen sich in den Bau, erläuterte Petrak. Nur vereinzelt seien nach »Kyrill« Aasfresser wie Kolkraben am Himmel beobachtet worden, sagte Jan Preller vom Forstamt Paderborn. Der Lebensraum habe sich für die Tiere innerhalb weniger Stunden gravierend verändert. Preller: »Der Wald wird kleiner sein; angesichts von 30 Hektar großen Freiflächen könnten ganze Areale vergrasen.« Kahle Abschnitte sollen mit Eichen aufgeforstet werden.

Artikel vom 05.03.2007