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kommentar
Protest in St. Petersburg

Der lupenreine Demokrat


Protest gegen Wladimir Putin und dann auch noch in seiner Heimatstadt - das kann sich der »lupenreine« Demokrat nun doch nicht gefallen lassen. Die Vorfälle in St. Petersburg werfen ein weiteres Schlaglicht auf den Kreml-Chef und seine Auslegung von Demokratie. Zugestanden, die Demonstration in der Zarenstadt war nicht genehmigt, doch Demonstrationen der Opposition werden in Russland grundsätzlich nicht erlaubt. Die Demonstranten in der Zarenstadt können ja noch »von Glück« reden, dass ihr friedlicher Protest nur niedergeknüppelt worden ist. Andere Regimekritiker verschwinden für Jahre in Gefängnissen oder müssen ihre Kritik gar mit dem Leben bezahlen.
Das ungewöhnlich starke Zeichen der Opposition belegt aber auch, dass der Widerstand gegen die Mächtigen im Kreml zunimmt. Der »Marsch der Unzufriedenen« wird immer länger. Und das brutale Vorgehen der Polizei zeigt, dass die Kreml-Führung angesichts der Wahlen im nächsten Jahr zunehmend nervöser wird. Zwar tritt Putin nach zwei Amtszeiten nicht mehr an, er will aber für den »richtigen« Nachfolger sorgen. Da stören solche Proteste nur - doch ein lupenreiner Demokrat weiß eben, wie man damit umgeht. Dirk Schröder

Artikel vom 05.03.2007