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Der kriselnde
Spitzenreiter

FC Schalke 04 trifft nicht mehr

Von Klaus Lükewille
Gelsenkirchen (WB). Die Hamburger Fans hatten Spaß am Spott. Sie riefen in der Schlussphase immer lauter: »Ihr werdet nie mehr Deutscher Meister.« Die trotzige Antwort aus der Schalker Nordkurve: »Spitzenreiter, Spitzenreiter.«

Ja, das sind die »Königsblauen« natürlich immer noch. Daran ändert auch die zweite Heimniederlage innerhalb von sechs Tagen nichts. Präsident Gerd Rehberg stellte fest: »17 Bundesligisten würden liebend gern mit uns tauschen.« Das stand im Grußwort in der Stadionzeitung »Schalker Kreisel«. Und das ist richtig. Aber richtig ist auch: sie kreiseln nicht mehr, sie kriseln, die Schalker.
2:2 in Wolfsburg, 0:1 gegen Leverkusen und jetzt das 0:2 gegen den Hamburger SV. Den Vorsprung nicht ausgebaut, sondern mächtig abgebaut. Nur noch drei Punkte vor Bremen, vier vor Stuttgart und dahinter lauern bereits die Bayern, die den Abstand auf sechs Zähler reduzieren konnten.
Der Februar hörte mit dem 0:1 gegen Leverkusen nicht gut auf, der März fing mit der 0:2-Niederlage gegen den HSV schlecht an. Und dabei ist dieser Monat so wichtig für den Titelkandidaten. Am Samstag steht das sicher nicht leichte Auswärtsspiel in Hannover auf dem Programm, dann kommt Verfolger Stuttgart, am 31. März wird das Duell in München gegen die Bayern angepfiffen.
Anschließend wissen alle mehr: Schafft es Schalke - oder sind die etwa jetzt schon geschafft? Manager Andreas Müller widerspricht da ganz energisch: »Unsere Mannschaft hat in der laufenden Saison schon ein paar kritische Situationen überstanden.« Auch Mirko Slomka ist natürlich zuversichtlich, obwohl der Schalker Trainer zugeben musste: »Wir haben ein Problem: Unsere Fehler nutzt der Gegner im Moment eiskalt, die Patzer der Konkurrenten können wir nicht entscheidend verwerten.« Dabei sprach gegen den HSV die Offensiv-Statistik eindeutig für die Hausherren: 41 Flanken, 22 Schüsse. Aber kein Tor. Slomka bekannte: »Der letzte Pass fehlte, im Abschluss waren wir einfach nicht zwingend genug.«
Auf einen anderen Abschluss wartet der Fußball-Lehrer nun schon seit drei Wochen. Schalke und Slomka sind sich einig, aber die Vertragsverlängerung bis 2009 wurde bisher noch nicht fest fixiert. Eigentlich alles klar - oder nach den letzten drei enttäuschenden Ergebnissen doch nicht mehr? Müller gab Entwarnung: »Es hat sich nichts geändert, wir wollen weiter zusammenarbeiten«. Und warum zögert der Club? Der Vollzug wäre ein positives Zeichen während dieser negativen Tage.
Zlatan Bajramovic hat übrigens einen »Schuldigen« für die Niederlagen überführt. Der Mittelfeldmann raunzte den Arena-Reporter an: »Ihr Medienvertreter versucht doch die ganze Woche, uns nervös zu machen.« Wenn das wirklich so wäre, vielleicht sollten sie es dann mal wieder mit einem Medien-Boykott versuchen. Da haben die Schalker im November und Dezember erfolgreicher gespielt.
Sie sind in der Tat unruhiger geworden, sogar der Trainer. Bei Slomka fällt auf, dass er in den letzten Spielen immer häufiger nach Schiedsrichter-Entscheidungen reklamierte und ständig mit dem vierten Unparteiischen an der Linie diskutierte. Souveränität sieht anders aus. Keine Frage: Schalke kriselt.
Aber wenigstens hat sich diesmal keiner schwer verletzt, doch trotzdem fehlt in Hannover wieder ein Stammspieler. Dario Rodriguez ist nach der fünften Gelben Karte gesperrt.

Artikel vom 05.03.2007