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»Der Kunde nimmt es nicht an«

Mitternachts-Einkaufen bleibt in OWL Theorie - Kernöffnungszeiten nötig

Von Edgar Fels
Bielefeld (WB). Drei Monate nach Inkrafttreten des neuen Ladenschlussgesetzes hat sich in Ostwestfalen-Lippe bei Verbrauchern und Einzelhandel Ernüchterung eingestellt. Die konsumfreudige Vorstellung vom »Einkaufen rund um die Uhr« ist Theorie geblieben.

Verlängerte Ladenöffnungszeiten über 20 Uhr hinaus gibt es nur in Einzelfällen. Große Kaufhäuser wie etwa Karstadt in Bielefeld sehen keinen Bedarf für ein Einkaufen am späten Abend. »Der Kunde nimmt es nicht an«, sagt Thomas Kunz, Geschäftsführer des Bielefelder Karstadt-Hauses.
C&A öffnet montags bis freitags immerhin eine halbe Stunde länger - bis 20.30 Uhr. »Unsere Erwartungen haben sich bisher voll erfüllt«, sagt Geschäftsführer Norbert Klumpe. Eine weitergehende Öffnung mache jedoch »alleine keinen Sinn«, betont er.
Etwas weiter vor wagt sich das Einkaufscenter Werrepark in Bad Oeynhausen, wo donnerstags 79 der 80 Geschäfte bis 22 Uhr zum Einkaufen einladen. Vor allem die jungen Leute hätten bislang die längeren Einkaufszeiten genutzt, sagt Center-Manager Michael Kropp. »Wir rechnen damit, dass es etwa ein halbes Jahr dauert, bevor dieses Angebot von allen Kunden angenommen wird.« Kropp betont, längere Öffnungszeiten funktionierten aber nur, wenn sich die Mehrzahl der Geschäfte daran beteiligt. So hat auch der dem Center angeschlossene »Marktkauf« donnerstags bis 22 Uhr geöffnet, während andere Marktkauf-Häuser um 20 Uhr schließen.
Einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes Ostwestfalen-Lippe zufolge, die dieser Zeitung vorliegt, schließen 87 Prozent der 300 befragten Händler in der Region ihre Geschäfte von montags bis freitags zwischen 18 und 19 Uhr. Nur zehn Prozent drehen den Schlüssel erst um 20 Uhr um.
Die meisten Einzelhändler sind skeptisch, ob sich längere Öffnungszeiten rechnen. Sieben von zehn Kaufleuten sehen keine Möglichkeit, von den neuen Ladenöffnungszeiten umsatzmäßig zu profitieren. Zur Frage, welche Standorte am meisten von längeren Öffnungszeiten profitieren werden, gaben 57 Prozent an, dass dies überwiegend Einkaufscenter sein werden. An die Ortskerne denken dabei nur 17 Prozent.
Was die derzeitigen Öffnungszeiten in OWL angeht, so ergibt sich ein höchst uneinheitliches Bild. So schließt etwa die Hälfte der Geschäfte in der Region samstags zwischen 16 und 18 Uhr, 38 Prozent zwischen 13 und 14 Uhr. »Für eine klare Orientierung der Kunden und Besucher brauchen wir möglichst einheitliche Kernöffnungszeiten«, fordert daher der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Stefan Genth. Als Trend zeichne sich dabei die Verlagerung der Öffnungszeiten in Richtung Abend ab.
Eine Sonderstellung innerhalb des Einzelhandels nehme die Möbelbranche ein. Genth: »Dort machen Sonderaktionen mit längeren Öffnungszeiten Sinn.«

Artikel vom 03.03.2007