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Kritisch gesehen

Großes Stück
TV-Geschichte

»Die Flucht«, Zweiteiler in der ARD,
Erschütternd. Beeindruckend. Realitätsnah. »Die Flucht« ist ein großes Stück TV-Geschichte. Regisseur Kai Wessel hat dieses sicherlich nicht einfach umzusetzende Stück deutscher Geschichte mit viel Feingefühl aufgearbeitet. Konsequent aus der Sicht der Zivilbevölkerung in Ostpreußen, besser gesagt der Frauen und Kinder, schildert er Not, Leid und Elend während der letzen Monate, Wochen und Tage des zweiten Weltkriegs.
Wessel erspart dem Zuschauer dabei keineswegs die ungeheuere Brutalität, das Morden und Vergewaltigen abseits aller kriegerischen Handlungen. Sowohl Zeitzeugen als auch denjenigen, die diesen Teil der Geschichte nur aus Erzählungen oder dem Schulunterricht kennen, treibt es dabei die Tränen des Entsetzens, der Wut und der Fassungslosigkeit in die Augen.
Ausgezeichnet in Szene gesetzt sind die unterschiedlichen Charaktere. Seien es der in völliger Hingabe zum »Führer« mit Blindheit für die Tatsachen geschlagene Hitlerjunge, der dem System ergebene Wehrmachts-Richter oder Gutsherren, die ihr Leben lieber beenden als sich einer neuen Situation zu stellen.
Ein besonderes Lob gebührt aber auch Maria Furtwängler. Sie verkörpert mit großer Klasse die Stärke der Frauen in jener Zeit, ohne die kaum ein Treck ans Ziel gekommen wäre. Auch wer den ersten Teil gestern Abend nicht gesehen hat, sollte sich die zweite Folge heute nicht entgehen lassen. Wolfgang Schäffer

Artikel vom 05.03.2007