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Ferien vom Feinsten im Märchenwald

Investitionsoffensive Nordhessen - 420-Millionen-Anlage mit 2000 Jobs

Von Reinhard Brockmann
Hofgeismar (WB). Heinrich Sattler kennt keine Furcht, dabei steht der Bürgermeister von Hofgeismar zwischen zwei Extremen: 800 000 Euro in den Sand setzen oder knapp eine halbe Milliarde Euro ins »Ferienresort Beberbeck« lenken.

»Das Risiko gehen wir ein«, sagte der Rathauschef am Freitag voller Tatendurst. Er weiß seine Stadtverordneten geschlossen hinter sich. Nach dem Vorbild Fleesensee in Mecklenburg hat ihm das renommierte Planungsbüro Krause Bohne einen gigantischen Entwurf vorgelegt. Rund ums Jagdschloss Beberbeck entstehen danach fünf Luxus-Hotels, vier Greens, 400 Golfvillen, Konferenzcenter und Reitanlagen vom Feinsten - mitten im Märchenland Reinhardswald. 420 Millionen Investitionen, 2000 Arbeitsplätze und 1000 Hektar baureifer Grundbesitz sind die Eckdaten, die Planer wie Politiker begeistern.
Nicht knauserig zeigt sich dabei Hessens Finanzminister Karlheinz Weimar. 30 Millionen Euro Infrastrukturförderung zur Stadtentwicklung will er locker machen, sofern Hofgeismar die landeseigene Domäne Beberbeck zum Preis von etwa 12 Millionen Euro übernimmt und 2008 gebaut wird.
Beberbeck ist Teil einer Investitionswelle, die ganz Nordhessen wachküssen soll. Weimar spricht von »Leutturmprojekten«: Museumspark Wilhelmshöhe (200 Millionen), Flughafen Kassel-Calden (152 Millionen) und drei Regionalbahnen (233 Millionen). Wirtschaftsminister Alois Rhiel zählt den Ausbau Willingens zum Wintersportzentrum und dem Nationalpark Kellerwald hinzu.
Der warme Geldregen aus dem fernen Wiesbaden fasziniert und irritiert Ostwestfalen zugleich. Zuletzt hatte das geplante Factory-Outlet-Center bei Diemelstadt den Detmolder Regionalrat auf den Plan gerufen. »Wir können nur protestieren, in Planungshoheiten haben wir keinen Eingriff«, sagt Regionalrat Helmut Bentler. Er rückte die Hessenoffensive in den Blickpunkt der jüngsten CDU-Klausur im Kreis Paderborn.
Im Gegensatz zum Flughafen Calden, der Paderborn-Lippstadt zurück in rote Zahlen stürzen könnte, wird das Tourismusprojekt als Chance für das Hochstift verstanden. Bentler will den im »Resort Beberbeck« erwarteten 200 000 Gästen auch das Kloster Dalheim und andere kulturelle Glanzpunkte zwischen Weser und Lippe nahebringen. Kommentar

Artikel vom 03.03.2007