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Ludwig-Musical geht unter

Zu wenig Besucher in Füssen - 100 Leute arbeitslos

Von Nikolaus Dominik
Füssen (dpa). Der echte Märchenkönig Ludwig II. ertrank am 13. Juni 1886 im Starnberger See. Glanzvoll war der in Bayern vergötterte »Kini« in zwei Musicals im Festspielhaus am Forggensee in Füssen wieder auferstanden, um am Ende auch hier in den Fluten von Misswirtschaft zu versinken.
Jan Ammann gab in dem erfolglosen Musical »Ludwig2« den Märchenkönig. Foto: dpa

Die Musical-Ära scheint vorüber zu sein. »Die Sehnsucht nach dem Paradies« - das erste Ludwig-Musical - endete im Oktober 2003 in einer großen Pleite nach drei Jahren Laufzeit mit 24 Millionen Euro Schulden und 330 gekündigten Mitarbeitern. Am Donnerstag wurde der Spielbetrieb des mit viel Vorschuss-Lorbeeren bedachte Nachfolge-Musicals »Ludwig2« nach weniger als zwei Jahren Laufzeit eingestellt. 100 Mitarbeiter wurden frei gestellt, für sie ist kein Lohn mehr da. Die Gesellschafter stehen vor einem Scherbenhaufen. 20 Millionen Euro sollen sie in das Stück im »Festspielhaus Neuschwanstein« investiert haben, zuletzt noch einmal zwei Millionen - vergebens. Noch vor der Saison-Premiere am 30. März fiel der Vorhang und wird sich wohl nicht mehr heben.
Die Misere hatte sich schon längere Zeit angekündigt. Nach der glanzvollen »Ludwig2«-Premiere im März 2005 mit US-Schauspielerin Geraldine Chaplin erfüllten sich die hoch gesteckten Erwartungen nicht. Die Zuschauer blieben weg, die Auslastung des Theaters in Füssen sank und sank. Parallel dazu tobte hinter den Kulissen die Schlacht der Geschäftsführer. Der erste räumte seinen Posten nach nur zehn Wochen Amtszeit. Schon er hatte von Insolvenz gesprochen. Sein Nachfolger hielt sich dann sechs Monate und warf den Job aus »gesundheitlichen Gründen« hin, wie es offiziell hieß.
Stets ging es um Geld. Das Theater war zu einem Fass ohne Boden geworden, bis jetzt die Gesellschafter die Notbremse zogen. Sie setzten einen Rechtsanwalt als neuen Geschäftsführer ein, der voraussichtlich das Theater abwickeln wird. Noch heißt es beschwichtigend, es werde nach einem »neuen Konzept« gesucht. Doch an einen weiteren Spielbetrieb glaubt niemand mehr. Die Betriebsgesellschaft soll aufgelöst und das Festspielhaus möglicherweise verkauft werden.
Für die Tourismus-Region Allgäu ist das erneute Scheitern im Festspielhaus ein schwerer Schlag. »Wir sind von den Ballungsräumen zu weit weg«, bedauert der Tourismuschef Alfons Zeller die Entwicklung.

Artikel vom 03.03.2007