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Hanfmatratze hilft gegen
Läuse, Wanzen und Flöhe

Schulministerin Sommer besucht Museum Osthusschule

Senne (ptr). Auszeichnung für das Museum Osthusschule: Barbara Sommer, Schulministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, stattete der Einrichtung am Freitag einen Besuch ab. Dabei erwähnte die gebürtige Bielefelderin kurz, dass sie sich nach ihrer Karriere als Politikerin in Düsseldorf durchaus eine Rückkehr als Lehrerin in ihre alte Heimat vorstellen könne.

Zunächst stand jedoch das Besuchsprogramm auf der Agenda. Vom Ortsheimatpfleger und Fördervereins-Vorsitzenden Hans Schumacher ließ sich Sommer durch die beiden Schulhäuser aus dem frühen 19. und 20 Jahrhundert führen. Neben der Lehr- und Lernmittel-Sammlung hinterließ das alte Bett in der Wohnstube des Lehrers aus den Jahren um 1800 einen besonderen Eindruck. Schumacher erläuterte die Vorzüge der Hanfmatratze - »hilft wunderbar gegen Läuse, Wanzen und Flöhe« - sowie die Bedeutung einer roten Kordel, die damals in vielen alten Betten hing. »Das ist ein so genannter ÝHelp upÜ (Helf auf). Bevor jemand verstarb, konnte man daran ziehen, um ein kleines Loch im Baldachin des Bettes freizugeben. Man glaubte, damit der Seele den Aufstieg in den Himmel freigeben zu können.«
Zum Programm gehörte außerdem der Besuch einer Unterrichtsstunde »anno dazumal«. Gemeinsam mit Sommer saßen die Drittklässler der Schule »An der Windflöte« in den engen Bänken und übten sich im Stillsitzen sowie im Schreiben der »deutschen Schrift«. Neben den alten Schulregeln verlas Lehrerin Lore Hülsmann auch den Strafenkatalog: Störungen des Unterrichts durch »leichtes Brummen« wurden einst mit zwei Stockschlägen auf das Gesäß geahndet.
Sommer lobte das Museum Osthusschule als »wertvolles Objekt, mit dem sich die Stadt schmücken kann. Wir reden zwar immer davon, wie wir Schulen moderner machen können, sollten dabei aber auch immer bedenken, welche Traditionen erhalten werden müssen.« Der Frage nach einer Finanzspritze zur Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeit erteilte sie jedoch eine Absage: Oberbürgermeister Eberhard David sei hier der richtige Ansprechpartner. Dafür versprach die Ministerin, schon bald wiederzukommen: »In der Weihnachtszeit würde ich hier gerne eine Konferenz mit der Spitze des Ministeriums veranstalten.« Eine Bitte, der sofort entsprochen wurde.
Und wer weiß, vielleicht kehrt Sommer irgendwann wieder ganz nach Bielefeld zurück. Vor zwei Jahren habe sie mit dem Gedanken gespielt, das alte, seit längerer Zeit leerstehende Gebäude der Grundheider Schule an der Buschkampstraße - deren Leiterin Sommer einmal war - in eine Privatschule umzuwandeln und selbst dort die Leitung zu übernehmen. Dann sei jedoch die Berufung zur Ministerin dazwischen gekommen. »Im Hinterkopf habe ich diesen Plan aber immer noch. Ob er realisiert oder weiter auf Eis liegen wird, hängt letztlich auch vom Votum der Bürger bei der nächsten Landtagswahl ab.«

Artikel vom 03.03.2007